Unter Androgenisierung (Vermännlichung) versteht man die männlichen Veränderungen bei Frauen, die durch eine erhöhte Ausschüttung von Androgen hervorgerufen werden. Das männliche Geschlechtshormon Androgen, das verantwortlich für die Ausbildung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale der Männer ist, hat eine Eiweiß aufbauende (anabolische) Wirkung. Es wird bei Männern im Hoden und bei Frauen in geringerem Maße in der Nebennierenrinde und in den Eierstöcken gebildet.
Die Ursachen eines gestörten Androgenstoffwechsels bei Frauen können vielfältig sein. Es können sich Tumore in der Nebennierenrinde gebildet haben, die das Hormon produzieren. Außerdem sind auch der Mangel der Enzyme und Defekte in den Enzymen, die an der Produktion von Androgen beteiligt sind, für eine Vermännlichung verantwortlich. Und nicht zuletzt spielt die Einnahme von Anabolika eine entscheidende Rolle.
Die auftretenden Beschwerden werden als Virilisierung (von lat. „Vir“ = Mann) bezeichnet und äußern sich unter anderem in der Ausbildung männlicher Behaarungstyps (Kinn, Oberlippe, Brust. Schambereich, Oberschenkel), einer tiefen Stimme, einem größeren Kehlkopf, veränderter Körperproportionen auf Grund des Zuwachses von Muskelmasse, einem krankhaften Haarausfall (Alopezie) oder psychischer Veränderungen.
Eine Diagnose kann auf Grund von persönlichen Befragungen der Patientinnen und körperlichen Untersuchungen sowie Laborwerten gestellt werden. Die Heilung sollte über eine kausale Therapie erfolgen, das heißt, es sollte möglichst die Ursache der erhöhten Hormonproduktion beseitigt werden. Leider ist dies nicht in allen Fällen möglich, so dass meist nur eine sehr langwierige Hormonbehandlung durchgeführt werden kann und zusätzlich einige äußerliche Symptome behandelt werden können.
Bei Unterbrechung der Behandlung treten die Beschwerden in der Regel wieder auf. Vorbeugen kann man der Vermännlichung unter anderem dadurch, dass keine Präperate zum Aufbau der Muskelmasse eingenommen werden.