Viele Menschen leiden – ohne es zu wissen – an einer Unterfunktion der Schilddrüse, auch Hypothyreose genannt. Sie nehmen plötzlich stark an Gewicht zu, sind vermehrt empfindlich gegen Kälte oder leiden unter Müdigkeit, Haarausfall oder depressiven Verstimmungen. Solche – doch eher unspezifischen – Symptome sollten unbedingt abgeklärt werden.
Was ist eine Hypothyreose / wann genau spricht man von einer Unterfunktion der Schilddrüse?
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion produziert der Körper zu wenig Hormone. Dies kann angeboren sein und kommt bei rund 3000-4000 Neugeborenen im Jahr vor (3000 laut Pharmazeutischer Zeitung, 3500 laut netdoktor.de). Die Regel ist aber, dass die Hypothyreose erst später auftritt, wobei meist eine Entzündung der Schilddrüse vorangegangen ist.
Die Unterfunktion der Schilddrüse ist nicht heilbar und es ist eine dauerhafte Einnahme von Medikamenten nötig. Betroffene können jedoch ein normales Leben führen, wenn sie die verschriebenen Tabletten regelmäßig einnehmen.
Ursachen der Schilddrüsenunterfunktion
Die Ursache der Schilddrüsenunterfunktion kann in einer Störung der Schilddrüse begründet sein. Oft entsteht die Erkrankung dadurch, dass eine Entzündung der Schilddrüse vorliegt oder das Schilddrüsengewebe verletzt oder zerstört wird. Außerdem kann eine Störung im Gehirn dazu führen, dass der Hypothalamus nicht richtig arbeitet oder die Hypophyse gestört ist. Damit wird eine Unterfunktion der Schilddrüse bewirkt.
Entzündungen der Schilddrüse sind übrigens die häufigste Ursache für das Entstehen einer Schilddrüsenunterfunktion. Der Grund für die Entzündung kann Hashimoto-Thyreoiditis sein, eine Autoimmunerkrankung. Sie betrifft häufig Menschen zwischen 40 und 50 Jahren, hier vor allem Frauen. Der Körper stuft die eigene Schilddrüse als körperfremd ein und bildet Antikörper gegen sie. Durch die entstehende Entzündung wird das Gewebe zerstört. Oft entwickelt sich die Schilddrüsenunterfunktion nur langsam und über Jahre hinweg, sie ist jedoch chronisch und kann nicht geheilt werden. Allerdings ist es möglich, symptomfrei zu leben.
Einige Frauen – rund vier bis zehn Prozent – leiden nach einer Entbindung an einer besonderen Form der Schilddrüsenentzündung, in Folge derer es zu einer Unterfunktion des Organs kommt. Bei rund der Hälfte der Frauen heilt die Entzündung wieder aus, die übrigen 50 Prozent reagieren mit der bereits erwähnten Autoimmunkrankheit.
Mit hoch dosierten Medikamenten, einer Radiojodtherapie, der Entfernung der Schilddrüse oder der Röntgenbestrahlung des vorderen Halses kann die Autoimmunkrankheit verzögert werden.
Bei einer Erkrankung der Regelzentren kommt es ebenfalls zu einer Unterfunktion der Schilddrüse. Hierbei kann die Hypophyse nicht mehr genug TSH produzieren, die Schilddrüse wird nicht mehr ausreichend angeregt. Sie reagiert mit einer verminderten Produktion der Schilddrüsenhormone. Ist der Hypothalamus gestört, produziert er zu wenig TRH, damit wird zu wenig TSH gebildet und die Schilddrüse produziert weniger Hormone. Diese beiden Formen sind jedoch sehr selten.
Zuletzt sei als mögliche Ursache die angeborene Schilddrüsenunterfunktion genannt. Sie ist für Kinder sehr gefährlich, denn bei einem Nichterkennen der Erkrankung kann das Nervensystem des Babys bleibende Schäden erleiden. Diese Form der Erkrankung wird im Rahmen des Neugeborenenscreenings am dritten Lebenstag durch eine Blutentnahme in der Ferse abgeklärt. Eine rasche Therapie ist hier möglich. Als Ursache für die angeborene Schilddrüsenunterfunktion kommt das Fehlen der Schilddrüse in Frage. Auch eine Veränderung des Schilddrüsengewebes ist möglich, dadurch verliert die Schilddrüse ihre Funktionsfähigkeit zumindest teilweise. Die Hormonproduktion kann gestört sein oder der Grund ist eine geschädigte kindliche Schilddrüse, was bereits im Mutterleib eintreten kann.
Symptome einer Unterfunktion der Schilddrüse
Oft ist die Schilddrüsenunterfunktion schwer zu erkennen, denn die typischen Symptome – Empfindlichkeit gegen Kälte, Müdigkeit, Depressionen oder Gewichtszunahme – sind auch bei vielen anderen Krankheiten üblich. Vor allem ältere Menschen zeigen oft nur einige der verschiedenen Symptome.
Charakteristisch ist auf jeden Fall der langsame und schleichende Verlauf der Erkrankung. Zu Beginn leidet der Betroffene nur unter minimalen Beschwerden, denen oft keine Beachtung geschenkt wird. Daher wird die Erkrankung auch in vielen Fällen so spät erkannt. Ältere Menschen leiden am ehesten unter der Kälteempfindlichkeit – sind aber meist sowieso weniger tolerant gegen Kälte. Auch die verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit wird oft nur dem Alter zugeschrieben.
Wenn der Körper einen Mangel an Schilddrüsenhormonen hat, reagiert er auf vielfältige Weise, wobei unterschiedliche Organe von den Symptomen betroffen sind. Das Schlafbedürfnis ist erhöht, der Kranke leidet unter teilweise enormer Antriebslosigkeit und Teilnahmslosigkeit. Die Reflexe sind verlangsamt, das Gedächtnis lässt nach. Die Blutfettwerte sind erhöht, Kranke legen an Gewicht zu. Die Muskulatur ist weniger leistungsfähig, Muskeln werden steif und können sogar schmerzen. Die Haut ist blass und trocken. Teilweise treten so genannte Myxödeme auf, das sind Schwellungen des Unterhautbindegewebes, die Betroffenen wirken an Armen, Beinen und im Gesicht regelrecht aufgeschwemmt. Haare und Nägel werden trocken und brüchig, die Stimme wird tiefer und es wird langsamer gesprochen. Teilweise kommt es zur Kropfbildung, Frauen leiden unter einer unregelmäßigen Menstruation. Der Herzschlag verlangsamt sich, eine chronische Verstopfung kann entstehen.
Die Therapie der Schilddrüsenunterfunktion
Eine Therapie der Erkrankung zielt immer auf einen Ausgleich des Hormonmangels ab. Damit sollen die Beschwerden beseitigt werden oder es soll zumindest eine Linderung erreicht werden. Die Hormone werden dem Körper in Form von Tabletten verabreicht. Es gibt zwar einige Ausnahmen, in der Regel muss der Erkrankte jedoch die Medikamente sein ganzes Leben lang einnehmen. Auch eine Unterbrechung der Tablettentherapie ist nicht möglich. Wenn die Erkrankung durch einen Mangel an Jod eingetreten ist, kann es sinnvoll sein, zusätzlich Jod einzunehmen.
Die Tabletten beinhalten T4, das ist das Thyroxin, welches die Schilddrüse normalerweise selbst produziert. Das in den Medikamenten enthaltene T4 ist synthetisch hergestellt. Wichtig: Es soll nicht mit anderen Medikamenten gemeinsam eingenommen werden.
Der Patient muss auf die Tabletten und die Hormonmenge eingestellt werden. Das bedeutet, dass die Ärzte anfangs nur eine geringe Dosis T4 verabreichen und die Dosis auf das erforderliche Maß steigern. Wie hoch die Dosierung wirklich sein muss, wird über Blutuntersuchungen abgeklärt. Damit verspricht man sich, dass der Patient so wenig Medikamente wie möglich einnehmen muss. Außerdem besteht bei einer zu hohen T4-Dosierung die Gefahr, dass es zu einer Überfunktion der Schilddrüse kommt. Damit können zum Beispiel Herzrhythmusstörungen einhergehen.
Betroffene müssen sich bei regelmäßiger Einnahme der Tabletten in ihrem täglichen Leben nicht einschränken und können sich ganz normal verhalten. Anfangs gibt es noch monatliche Kontrolluntersuchungen, später werden die Untersuchungstermine verlängert und oft nur noch einmal im Jahr durchgeführt.
Teilweise mangelt es dem Körper sowohl an T3 als auch an T4, dies ist aber äußerst selten der Fall. Hier muss eine Kombinationstherapie zur Behandlung der Unterfunktion der Schilddrüse erfolgen.
Kann man der Unterfunktion der Schilddrüse vorbeugen?
Der Erkrankung im Mutterleib kann nicht gänzlich vorgebeugt werden, wichtig ist aber die ausreichende Zufuhr von Jod bei der Mutter. Nach der Geburt wird das Neugeborenenscreening durchgeführt, mit dem sich rasch eine Unterfunktion beim Säugling erkennen lässt. Daraufhin kann eine Behandlung eingeleitet werden.
Wichtig ist eine ausreichende Jodzufuhr auch bei allen anderen Menschen, wobei gesagt werden muss, dass ein Jodmangel nur selten als Grund für eine Schilddrüsenunterfunktion in Frage kommt. Fetter Seefisch ist der beste Jodlieferant, er sollte zwei- bis dreimal pro Woche auf dem Teller landen. Für Schwangere und Stillende kann eine separate Jodzufuhr in Form von Tabletten sinnvoll sein, dies sollte aber mit dem behandelnden Gynäkologen abgesprochen werden.