Müssen Sie ständig sauer aufstoßen? Zu den häufigsten durch den Magen ausgelösten Beschwerden gehört saures Aufstoßen, meist in Verbindung mit Sodbrennen, woran 30-40 % aller Deutschen häufig oder sogar regelmäßig leiden. Während der Magen durch seine Schleimhaut vor der Selbstverdauung durch Säure geschützt ist, können säurebedingte Beschwerden auftreten, wenn entweder zu viel Magensäure produziert wird oder aber die Magensäure in den unteren Anteil der Speiseröhre gelangt.
Saures Aufstoßen als Symptom der Refluxkrankheit
Häufiges saures Aufstoßen und Sodbrennen sind typische Symptome der sogenannten gastroösophagealen Refluxkrankheit, bei der saurer Mageninhalt in die Speiseröhre übertritt. Das kann ruckartig durch Aufstoßen erfolgen und von einem sauren Geschmack im Mund begleitet sein. Für das Sodbrennen sind eher Schmerzen typisch, die einen brennenden Charakter haben und bis hinter das Brustbein oder sogar in den Hals ausstrahlen können. Oft verspüren die Betroffenen einen unangenehmen Magendruck und Magenschmerzen.
Normalerweise verhindert eine Muskelmanschette am unteren Ende der Speiseröhre, der untere Ösophagussphinkter, dass Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließen und die empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre angreifen kann. Versagt dieser Verschlussmechanismus und saurer Mageninhalt fließt in die Speiseröhre zurück, bezeichnet man das als Reflux. Treten saures Aufstoßen und/oder Sodbrennen mehr als zweimal wöchentlich auf, wird von einer gastroösophagealen Refluxkrankheit gesprochen, deren Abkürzung „GERD“ sich von der englischen Bezeichnung „Gastro Esophageal Reflux Disease“ ableitet. Der immer wieder auftretende Reflux von Magensäure führt zu einer Reizung der Speiseröhrenschleimhaut, die im Laufe der Zeit zu einer chronischen Entzündung führen kann, die als Refluxösophagitis bezeichnet wird. In der Regel sind die Entzündungsveränderungen in der Speiseröhre nur oberflächlich, können aber auch zu säurebedingten Geschwüren führen, den peptischen Ulcera. Besteht dieser Zustand über lange Zeit, können sich die Schleimhautzellen der Speiseröhre verändern und sogar zu einer bösartigen Entartung führen. Auch wenn saures Aufstoßen und Sodbrennen bei rund 40 % aller Deutschen gelegentlich vorkommt, wird nur in 10 % der Fälle eine behandlungsbedürftige Refluxkrankheit festgestellt.
Ursachen von saurem Aufstoßen und Sodbrennen
Saures Aufstoßen und Sodbrennen durch den Rückfluss von saurem Mageninhalt kommen gelegentlich bei jedem Menschen vor und muss keinesfalls krankhaft sein, sondern kann ganz banale Ursachen haben. Wird zum Beispiel auf einen vollen Magen unverhofft etwas Druck ausgeübt, kann sich der untere Speiseröhrenschließmuskel einen kurzen Moment öffnen, wodurch es zu Übertritt von etwas Magensäure kommt. Die Erschaffung des Schließmuskels wird auch beobachtet, wenn jemand Luft verschluckt oder größere Mengen eines kohlensäurehaltigen Getränkes zu sich genommen hat. In diesem Fall führt die Dehnung der Magenwand durch die Gase zu einem Aufstoßreflex, durch den der Magen sich der Luft oder Kohlensäure entledigen möchte und etwas Magensäure hinterher schickt.
Abgesehen vom sauren Geschmack im Mund entstehen bei einem gelegentlichen Reflux keine Beschwerden und auch keine Schäden an der Speiseröhre, da diese über einen Selbstreinigungsmechanismus verfügt und heruntergeschluckter Speichel in der Lage ist, die Magensäure zu neutralisieren.
Anders sieht es jedoch aus, wenn der Reflux häufig auftritt und auch größere Mengen an Magensäure übertreten oder aber der Selbstreinigungsmechanismus der Speiseröhre gestört ist. Im Laufe der Zeit können sich entzündliche Veränderungen in der Speiseröhre entwickeln, die zu häufigen oder aber auch dauerhaften Beschwerden führen. Die Ursachen für die Erkrankung sind vielfältig: Es können organische Ursachen vorliegen oder aber auch funktionelle Beschwerden, die auf äußere Umstände zurückzuführen sind und daher in der Regel gut beeinflussbar sind.
Organische Ursachen
Häufiges saures Aufstoßen und Sodbrennen können auf eine übermäßige Produktion von Magensäure zurückzuführen sein. Der Selbstreinigungsmechanismus der Speiseröhre kann gestört sein, wenn die Entleerung der Speiseröhre in Richtung Magen nicht mehr einwandfrei funktioniert. Eine weitere Ursache ist die Schwächung des Speiseröhrenschließmuskels, die sich mit zunehmendem Alter entwickeln kann, weshalb man die Refluxkrankheit häufig bei älteren Menschen feststellt. Häufige Ursache dürfte ein Zwerchfellbruch sein, die sogenannte Hiatushernie, bei der es zu einer Verlagerung des oberen Magenanteils durch die Lücke im Zwerchfell in Richtung Brustraum kommt und der Schließmechanismus der Speiseröhre nicht mehr ordnungsgemäß funktionieren kann.
Funktionelle Ursachen
Die Magensäureproduktion kann durch schnelles und hastiges Essen sowie durch fett- und zuckerhaltige Nahrungsmittel gesteigert werden. Sind die Mahlzeiten dann auch noch voluminös, steigt der Druck, der auf den Speiseröhrenschließmuskel einwirkt, sodass es zwangsläufig zu einem Reflux von saurem Mageninhalt kommt. Besonders erhöhte Refluxgefahr besteht, wenn man sich nach einer ausgiebigen Mahlzeit hingelegt, denn dadurch wird der Rückfluss des Mageninhalts zusätzlich erleichtert. Refluxbeschwerden können auch durch Druck auf den Magen von außen ausgelöst werden wie bei Übergewicht, sportlichen Aktivitäten, häufigem schwerem Heben und enge Bekleidung. Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss diverser Genussmittel wie Nikotin, Alkohol und Koffein auf die Funktion des Speiseröhrenschließmuskels. Die Substanzen legen nicht nur den Schließmuskel lahm, sie steigern zudem auch noch die Magensäureproduktion und können so zu einer zusätzlichen Reizung der Schleimhaut führen. Den gleichen Effekt haben auch zahlreiche Medikamente: Herz-Kreislauf-Präparate wie Kalziumantagonisten und Nitropräparate, Asthmamittel, Psychopharmaka und pfefferminzölhaltige Präparate. Ein großes Problem sind Schmerzmittel wie ASS, Ibuprofen, Diclofenac, die bis zu einer gewissen Dosierung frei verkäuflich und daher häufig sehr unkritisch eingenommen werden.
Sauer aufstoßen: Allgemeine Maßnahmen dagegen
Treten saures Aufstoßen und Sodbrennen nur gelegentlich auf, werden allgemeine Maßnahmen empfohlen, bevor man versucht, das Problem medikamentös in den Griff zu bekommen. Bei säurebedingten Beschwerden ist das oberste Gebot, auslösende Faktoren wie Nikotin, Koffein und Alkohol zu reduzieren. Auch fett- und zuckerhaltige Nahrungsmittel sollten nur in Maßen auf dem Speiseplan stehen. Viele Betroffene wissen auch sehr gut, welche Nahrungsmittel ihnen saures Aufstoßen und Sodbrennen bescheren und sollten sie konsequent meiden oder nur in Maßen zu sich nehmen. Voluminöse Mahlzeiten und hastiges Essen sind zu vermeiden, stattdessen sollten die Mahlzeiten in Ruhe gut gekaut eingenommen werden. Steht Sodbrennen im Vordergrund, kann es hilfreich sein, die Mahlzeiten in kleinen Portionen über den Tag zu verteilen.
Auch ein gutes Stressmanagement bestehend aus gezielten Pausen, Entspannungsübungen und regelmäßigen Spaziergängen oder anderen Aktivitäten an der frischen Luft kann helfen. Unterstützend können auch pflanzliche Arzneimittel gegen Hektik und Stress eingesetzt werden wie zum Beispiel Melisse oder Baldrian. Unnötiger Druck auf den Magen durch zu enge Bekleidung sollte vermieden werden. Bei Übergewichtigen wirkt eine konsequente Gewichtsreduktion oft wahre Wunder. Auch ein Blick auf die Beipackzettel regelmäßig eingenommener Medikamente ist lohnenswert, um den Ursachen von Sodbrennen und saurem Aufstoßen auf die Spur zu kommen. Bei vom Hausarzt verordneten Medikamenten sollten jedoch keine eigenmächtigen Änderungen am Einnahmemodus durchgeführt werden, hier ist die Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erforderlich.
Sind saures Aufstoßen und Sodbrennen ein nächtliches Problem, sind opulente Mahlzeiten am Abend nicht empfehlenswert. Ein Reflux kann häufig bereits vermieden werden, indem man das Kopfende des Bettes ein wenig erhöht. Empfohlen wird auch, auf der linken Seite zu schlafen, da sich der Mageneingang rechts der Körpermittellinie befindet, weshalb der Mageninhalt beim Liegen auf der rechten Seite leichter in die Speiseröhre zurückfließen kann. Wer am Abend regelmäßig Schokolade als Betthupferl zu sich nimmt, sollte sich von seiner Gewohnheit verabschieden, denn Schokolade führt zumindest ab einer gewissen Menge zu einer Erschaffung des Speiseröhrenschließmuskels.
Medikamentöse Maßnahmen gegen saures Aufstoßen
Lassen sich die Beschwerden durch allgemeine Maßnahmen nicht oder nur unbefriedigend lindern, können in hartnäckigen Fällen zusätzlich medikamentöse Maßnahmen unternommen werden. Zur Selbstmedikation stehen frei verkäufliche Medikamente zur Verfügung, deren Wirkprinzip auf einer Reduzierung der Magensäure beruht, entweder durch Bindung überschüssiger Säure oder Hemmung der Säureproduktion.
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Antazida
Bei leichten und nur gelegentlich auftretenden Beschwerden werden Antazida als Säure bindende Präparate empfohlen, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind. Sie zeichnen sich durch einen schnellen Wirkungseintritt aus und werden bei Bedarf genommen, d.h. dann, wenn saures Aufstoßen oder Sodbrennen auftritt. Zur Dauermedikation und zur Prophylaxe sind die Präparate nicht geeignet.
Antazida wirken lokal im Magen, indem sie durch eine chemische Reaktion die Magensäure neutralisieren. Da sie nicht wie viele andere Medikamente erst noch vom Dünndarm resorbiert und über komplizierte Wege ihren Wirkmechanismus in Gang setzen müssen, soll die Wirkung innerhalb weniger Minuten einsetzen und je nach Präparat über mehrere Stunden anhalten. Besonders hilfreich sollen Kombinationspräparate sein, die Magnesiumhydroxid und Aluminiumhydroxid-Gel (Algeldrat) enthalten. Die Magnesiumverbindung soll sofort mit der Magensäure reagieren und einen raschen Wirkeintritt herbeiführen, während das Algeldrat seinen Säure neutralisierenden Wirkstoff nur langsam über einen längeren Zeitraum freigesetzt. Das Algedrat verzögert zusätzlich die Magenentleerung, sodass die Wirkstoffe länger im Magen verweilen. Außerdem soll es sich wie ein schützendes Gel über die Magenschleimhaut verteilen und die Produktion von Magenschleim fördern, der zusätzlich schützend wirkt. Laut Hersteller soll das Kombinationspräparat sehr gut verträglich sein. An Nebenwirkungen können gelegentlich weiche Stühle auftreten. Von einer langfristigen Einnahme hoher Dosen wird abgeraten, da es ansonsten zu hartnäckigen Durchfällen oder aber auch Verstopfungen kommen kann. Das Medikament enthält in verschwindend kleine Mengen Magnesium und Aluminium, was bei langfristiger Einnahme und hoher Dosierung bei Nierenkranken problematisch werden kann. Empfohlen wird, das Präparat nicht zusammen mit anderen Medikamenten einzunehmen, hier sollte ein zeitlicher Abstand von 2 Stunden eingehalten werden.
Einige Antazida besitzen neben der Säure bindenden Wirkung weitere Eigenschaften: Enzyme, die die Magenschleimhaut angreifen und reizen, werden inaktiviert und aggressive Gallensäuren werden unschädlich gemacht.
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H2-Blocker
Die Bildung von Magensäure unterliegt einem komplizierten biochemischen Prozess, an dem zahlreiche Substanzen beteiligt sind. Dazu gehört unter anderem das Histamin, das im Magen die H2-Rezeptoren besetzt und die Sekretion von Salzsäure und Pepsinogen stimuliert. An dieser Stelle setzen die sogenannten H2-Blocker an, die anstelle des Histamins die Rezeptoren besetzen und somit die Produktion von Magensäure unterbinden. Zu den Wirkstoffen gehören Famotidin, Ranitidin und Cimetidin, die in geringer Dosierung zur Selbstmedikation rezeptfrei zur Verfügung stehen.
H2-Blocker wirken nicht so schnell wie Antazida, da sie zunächst im Dünndarm resorbiert werden müssen, weshalb erst nach 30-60 min mit einer Wirkung zu rechnen ist. Dafür hält diese jedoch deutlich länger an, je nach Präparat 6-10 Stunden. H2-Blocker sind insbesondere für diejenigen geeignet, bei denen die Magensäure während des Schlafens zum Problem wird. H2-Blocker können im Gegensatz zu den Antazida auch prophylaktisch eingenommen werden. Zur Selbstmedikation gibt es auch Kombinationspräparate bestehend aus H2-Blocker und Antazidum.
H2-Blocker sollen gut verträglich sein, gelegentlich kann es zu Schwindel oder Kopfschmerzen kommen, in seltenen Fällen auch schon mal zu Durchfall oder Verstopfung. Während Schwangerschaft und Stillzeit dürfen die Präparate nur nach ärztlicher Rücksprache genommen werden. H2-Blocker sollten nach Möglichkeit nicht gleichzeitig mit anderen Medikamenten eingenommen werden, auch hier empfiehlt sich ein zeitlicher Abstand von 2 Stunden.
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Protonenpumpenhemmer gegen permanentes Sauer aufstoßen
Stellen saures Aufstoßen und Sodbrennen ein gravierendes Problem dar, kann auf Protonenpumpeninhibitoren (PPI) zurückgegriffen werden, die noch effektiver als die H2-Blocker wirken und eine Wirkdauer von 24 Stunden haben sollen. Sie werden in der Regel bei einer Refluxkrankheit mit Ösophagitis oder Magengeschwüren verschrieben, sind in geringer Dosierung jedoch auch rezeptfrei erhältlich. Die bekanntesten Wirkstoffe sind Pantoprazol und Omeprazol.
Das Wirkprinzip der PPI ist vergleichbar mit dem der H2-Blocker, indem der letzte Schritt zur Säureproduktion in der Magenschleimhaut unterbunden wird. Allerdings wird die maximale Wirkung erst nach ein bis drei Tagen erzielt, sodass nach der Einnahme nicht sofort mit einer Linderung der Beschwerden zu rechnen ist. Die PPIs sollen im Allgemeinen gut vertragen werden, Magen-Darm-Probleme, Müdigkeit und Schwindel können vorkommen.
Welches Medikament ist geeignet?
Welches Medikament zur Selbstbehandlung besorgt werden sollte, hängt in erster Linie von der Häufigkeit, der Intensität und der Dauer der Beschwerden ab. Bei leichten Beschwerden, die nur gelegentlich auftreten, sind Antazida empfehlenswert, deren Wirkung innerhalb weniger Minuten eintreten soll. Sie eignen sich bei funktionell bedingten Beschwerden, die zum Beispiel durch ein opulentes Mahl oder Alkoholgenuss ausgelöst worden sind und stehen als Suspension in kleinen Beutelchen oder Kautabletten für unterwegs zur Verfügung.
Bei stärkeren, insbesondere wiederkehrenden Beschwerden können H2-Blocker und PPIs in geringer Dosierung eingesetzt werden. Bei beiden Wirkstoffgruppen ist jedoch nicht mit einem sofortigen Wirkeintritt zu rechnen, insbesondere die PPIs benötigen einige Tage Anlaufzeit, die durch die Kombination mit einem Antazidum überbrückt werden können. Die Selbstmedikation mit H2-Blockern und PPIs macht allerdings nur dann Sinn, wenn die Beschwerden auf einen Überschuss an Magensäure zurückzuführen sind.
Selbstmedikation ist nicht immer ratsam
Saures Aufstoßen und Sodbrennen können in den meisten Fällen durch allgemeine Maßnahmen, gegebenenfalls durch Nachhelfen mit einem frei verkäuflichen Medikament beseitigt werden. Bei der Selbstmedikation sind jedoch Alarmsymptome zu beachten, die einer ärztlichen Abklärung und Behandlung bedürfen:
- untypische Schmerzen im Oberbauch oder im Brustkorb
- Übelkeit und Erbrechen ohne erkennbaren Grund, eventuell mit Blutbeimengungen
- unbeabsichtigte Gewichtsabnahme
- Schluckbeschwerden
Grundsätzlich gilt auch für eine Selbstmedikation, dass diese nicht länger als 14 Tage durchgeführt werden sollte. Kommt es zu keiner Besserung der Beschwerden, ist eine ärztliche Untersuchung ratsam.