Wenn sich die ersten Zeichen lichter werdenden Haares zeigen, beginnt die Suche nach den Ursachen und Therapiemöglichkeiten. Es ist auch kein Trost zu wissen, dass das Haar bei allen Menschen ab etwa 25 Jahren dünner zu werden beginnt.
Männer neigen zu einer Glatze, was fast immer ein natürlicher Alterungsprozess ist. Frauen kennen aus ihrer Schwangerschaft das Gefühl schöner dichter Haare. Ca. drei Monate nach der Geburt wächst es wieder in normaler Dichte weiter. In der Menopause folgt ein weiterer hormoneller Schub, der das Haar ausdünnt.
Diese Veränderungen sind hormonell durch die wechselnden Anteile von Östrogenen und männlichen Geschlechtshormonen bedingt. Die gute Nachricht ist, dass nicht jeder Haarausfall (Alopezie) behandelt werden muss, manche dauern auch nur vorübergehend an.
Fallen jedoch pro Tag mehr als 100 Haare aus und dies nicht nur in einem begrenzten Zeitraum, ist das Augenmerk auf die Ursachen zu lenken. Denn extremer Haarausfall kann bis zur Haarlosigkeit führen.
Ist der Haarausfall erst sichtbar geworden, ist oft auch das Selbstwertgefühl angeschlagen. Wer sich mit seiner (Kopf-) Haut unwohl fühlt, ist mit einer Perücke gut beraten. Was früher gleich ins Auge gesprungen ist, fällt heute, auch bei näherer Betrachtung, niemandem mehr auf. Mit einer Perücke lässt sich Haarausfall kaschieren und sie gibt ein Stück Selbstwertgefühl und Lebensfreude zurück.
Wenn es zu sichtbaren kahlen Stellen kommt, ist ein Arzt aufzusuchen, der eine individuelle Therapie mit dem Patienten bespricht. Denn jede Form der Alopezie ist anders zu behandeln.
Haarausfall Ursachen: Welche Symptome bei welcher Art von „Alopecia“?
► Erblich bedingter Haarausfall (Androgenetische Alopezie)
Sind die Haarwurzeln überempfindlich gegen die aktive Form des männlichen Geschlechtshormons Testosteron, spricht man von der androgenetischen Alopezie. Dies führt dazu, dass sich die Wachstumsphase der Haare verkürzt. Normalerweise beträgt die Lebensdauer eines Haares ca. zwei bis sechs Jahre. Hormonell bedingt fallen sie nun rascher aus und werden dünner. Dieser erblich bedingte Haarausfall ist die häufigste Form der Alopezie und kann bei Männern und Frauen gleichermaßen auftreten.
Männer erkennen die Anzeichen in Form von gelichteten Schläfen und Stirnansätzen. Die bekannten Geheimratsecken entstehen, im weiteren Verlauf kann sich eine Stirnglatze bilden. Das Haar am oberen Hinterkopf verdünnt sich und sieht wie eine Tonsur aus. Kahle Stellen verbreitern sich, bis nur ein Haarkranz im Bereich des Hinterkopfes und der Schläfen übrigbleibt.
Frauen bemerken die stärkere Haarausdünnung im Scheitelbereich. Möglicherweise nimmt auch der Haarausfall zu. Sollte eine hormonelle Erkrankung zugrunde liegen, zeigt sich diese in Form von verstärkter Behaarung an Oberlippe, Kinn, Brustwarzen, Bauchnabel oder in der Bikinizone. Eine spezielle Abklärung durch den Arzt ist angezeigt.
Bei beiden Geschlechtern macht sich die androgenetische Alopezie erstmals im Kindesalter bemerkbar.
► Diffuse Alopezie
Beim diffusem Haarausfall dünnen die Haare auf dem gesamten Kopf gleichmäßig aus. Sie stehen nicht mehr so dicht, wodurch die Kopfhaut sichtbar wird.
Diffus ausfallende Haare haben verschiedene Ursachen. Oft ist er Folge einer Mangelernährung. Dies führt dazu, dass die Haarwurzeln mit Nährstoffen unterversorgt sind. Die Zellteilung der Haarfollikel findet weniger häufig statt, die Wachstumsphasen des Haares verkürzen sich. Dadurch verliert man mehr Haare, als überhaupt nachwachsen können.
Hier lässt sich am einfachsten ansetzen: Ist der Nährstoffmangel aufgrund einer einseitigen Diät entstanden, ist auf eine gesunde ausgewogene Ernährung umzustellen. Dies gleicht nicht nur den Nährstoffmangel aus, sondern reduziert auch dauerhaft das Gewicht.
Grundsätzlich muss im Vorfeld geklärt werden, was den diffusen Haarausfall ausgelöst hat, um ihn zu stoppen. Inwieweit sich die Follikel der Haarwurzeln regenerieren, bleibt abzuwarten.
► Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion
Sollte eine Schilddrüsenerkrankung vorliegen, ist diese vom Arzt mit zu behandeln.
► Eisenmangel
Zu Eisenmangel kann es nicht nur durch das fehlende Spurenelement Eisen, sondern auch durch den Blutverlust bei der Menstruation kommen. Wird der Eisenverlust nicht genügend ausgeglichen, führt dies zu stärker ausfallenden Haaren. Hier helfen gezielt Eisenpräparate.
► Krankheiten
Chronische Darmerkrankungen (siehe auch Darmpilz), Lebererkrankungen (siehe Leberschmerzen) und Nierenerkrankungen oder Alkoholmissbrauch zehren den Körper aus, ebenso wie Magersucht und Bulimie. Hier ist generell eine Therapie dern entsprechenden Krankheit hilfreich und oft auch nötig. Die Reduktion der Alopezia ist dann ein positiver Begleiteffekt der Behandlung der darüber liegenden Erkrankung.
► Medikamente
Nur der Arzt sollte prüfen, ob der Auslöser das Medikament ist (siehe Verträglichkeit von Medikamenten prüfen) und gegebenenfalls kann er ein anderes Präparat verschreiben (vgl. Diclofenac Nebenwirkung Haarausfall). Gerade für zum Beispiel Schmerzmedikamente gibt es ja diverse Alternativen mit unterschiedlichen Wirkstoffen, mit denen allesamt das gewünschte Ergebnis erzielt werden kann.
► Schwangerschaft und Menopause
Hormonell bedingt kommt es zu einer Veränderung der Haarstruktur und des Haarwachstums.
► Vergiftungen
Vergiftungen des Körpers können z. B. durch Nebenwirkungen von Medikamenten ausgelöst worden sein. In Absprache mit dem Arzt ist zu klären, ob und ggf. welches Medikament abzusetzen ist.
► Hormoneinnahme
Frauen, die die Pille einnehmen, diese absetzen oder auf ein anderes Präparat umsteigen, sind gelegentlich ebenfalls von diffusem Haarausfall betroffen.
► Chemotherapie
Die Chemotherapie bei Krebserkrankungen führt oft zu diffusem Haarausfall. In der Regel wachsen die Haare jedoch nach Therapieende wieder nach.
► Hauterkrankungen
Hauterkrankungen wie Ekzeme oder die Schuppenflechte haben als Begleiterscheinung oft eine Alopecia.
► Stress
Stress und psychische Ursachen wirken sich auf die Haargesundheit aus. Lassen sich diese nicht vermeiden, ist über einen anderen Umgang mit der derzeitigen Lebenssituation oder über eine grundlegende Veränderung in bestimmten Bereichen nachzudenken. Psychologen oder Psychotherapeuten können hier ebenfalls unterstützen.
► Direkter Einfluss
Auch „mechanische“ Ursachen strapazieren die Haare. Haarfrisuren wie z. B. ein Pferdeschwanz, können ständig so an den Haarwurzeln ziehen, dass die Haare ausfallen. Dauerhafter Druck auf den Hinterkopf, z. B. bei Bettlägerigkeit, trägt zum Haarverlust bei.
Hat man die Ursache des diffusen Haarausfalls erkannt, hat man einen guten Hebel, um diese zu beseitigen. Zumeist halten die Beschwerden noch zwei bis drei Monate an, bis sich der Körperhaushalt und das Haar wieder regeneriert haben.
Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)
Bei der kreisrunden Alopezie fallen die Haare örtlich aus und bilden vereinzelte kahle runde Stellen, die den gesunden Haarwuchs durchbrechen (alopecia areata). Diese können den gesamten Kopfbereich, aber auch den Körper, erfassen. Der Haarverlust beginnt mittig und breitet sich nach außen hinweg aus. Die haarlosen Stellen können eine ganze Fläche bilden und sich über den Kopf ausweiten.
Oft bessert sich die Krankheit nach einigen Monaten von selbst, weshalb eine Behandlung nicht unbedingt erforderlich ist. Zumeist wachsen die Haare innerhalb von sechs bis zwölf Monaten wieder nach. Ist das nicht der Fall, ist der Arzt zu befragen.
Vom kreisrunden Haarausfall sind vor allem Kinder und Jugendliche betroffen. Auch hier ist eine Ursachenforschung hilfreich. Gab es psychische oder stressbedingte Belastungen oder wurde die Krankheit durch ungesunde Ernährung oder bestimmte Medikamente hervorgerufen, die man als Haarausfall Ursachen identifizieren kann?
Die genauen Ursachen der kreisrunden Alopezie sind noch weitgehend unbekannt. Mediziner gehen von einer Autoimmunkrankheit aus. Die Abwehrkräfte richten sich plötzlich gegen die körpereigenen Haarzellen und lösen dort eine Entzündung aus. Der Haarwuchs wird gestört, die Haare fallen aus.
Da in einigen Familien der kreisrunde Haarausfall sehr verbreitet ist, geht die Forschung eventuell von einer erblichen Veranlagung aus. Auffällig ist, dass kreisrunde Alopezie überdurchschnittlich oft gemeinsam mit anderen Autoimmunkrankheiten in Erscheinung tritt. Beispielhaft seien hier die Weißfleckenkrankheit (siehe Pigmentstörung weiße Flecken sowie Vitiligo) oder Schilddrüsenerkrankungen genannt.
Vernarbender Haarausfall
Wenn festgestellt werden muss, dass grundsätzlich keine Haare mehr nachwachsen, kann dies auch durch bestimmte Infektions-, Pilz- oder Hautkrankheiten hervorgerufen worden sein. Durch Entzündungen, Kratzwunden durch Juckreiz oder Verschuppung der Haut hinterlassen sie eine ganze Reihe kranker Herde. Falls die Haarwurzel darunter zerstört wurde, kann kein Haar mehr nachwachsen. Zurück bleibt eine Narbe.
Fazit
Haarausfall kann viele Ursachen haben und hängt mit der derzeitigen individuellen Lebenssituation eng zusammen. Es ist stets ratsam, einen Arzt zur Klärung aufzusuchen. Je früher die richtige Diagnose gestellt wird, umso früher kann die Therapie beginnen. Da der Haarverlust auch stark das Selbstwertgefühl mindert, hilft eine Perücke, um sich in dieser Zeit wohl zu fühlen. Ob Echthaar oder Kunsthaar, mit der heutigen Fertigungskunst ist kaum ein Unterschied zum natürlichen Haar zu erkennen. Oft findet man in der vielfältigen Auswahl sogar die ursprüngliche Haarlänge, Haarfarbe und Frisur. Wahlweise kann man natürlich auch etwas ganz Neues ausprobieren und wer weiß, vielleicht macht dieser Wechsel der neuen Haarfrisuren erst recht Spaß.