Helfen Vitamine bei PMS? Wir haben etwas genauer geschaut > Das prämenstruelle Syndrom (PMS) ist durch wiederkehrende, vom Menstruationszyklus abhängige Veränderungen mit psychischen und/oder physischen Beschwerden charakterisiert. Eine Sonderform stellt die sogenannte prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) dar, bei der eine bedrückte, gelegentlich auch gereizte Grundstimmung im Vordergrund steht. Rund 80 % aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden unter prämenstruellen Symptomen, wobei die Hauptbeschwerden milde Formen von Depressivität, Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Impulsivität, Ängstlichkeit, Kopfschmerzen, Spannungsgefühl in der Brust und Wassereinlagerungen in den Extremitäten sind. Bei nicht wenigen Frauen geht das PMS über mehr oder weniger milde Befindlichkeitsstörungen weit hinaus und kann insbesondere bei starker Ausprägung der psychischen Beschwerden zu einem Problem werden, das Berufs- und Familienleben in hohem Maße beeinträchtigt und rund 10 % der betroffenen Frauen veranlasst, ärztlichen Rat einzuholen.
Prämenstruelles Syndrom: Die mysteriösen „Tage vor den Tagen“
Im klassischen Fall treten die Beschwerden prämenstruell auf, das heißt wenige Tage vor Beginn der Regelblutung und klingen mit dem Einsetzen der Menstruation wieder ab. Da das PMS an den Menstruationszyklus gebunden ist, sind zwangsläufig nur Frauen im gebärfähigen Alter betroffen. Das Syndrom kann sich bereits in jungen Jahren bemerkbar machen, gelegentlich aber auch erst in den letzten Jahren vor der Menopause. Nicht selten intensivieren sich die Beschwerden mit zunehmendem Alter, bevor sie mit Einsetzen der Wechseljahre wieder abklingen.
Das prämenstruelle Syndrom tritt unabhängig von sozialem Status, Bildungsstand, Größe der Familie, Lifestyle und ethnischer Zugehörigkeit auf. Während einer Schwangerschaft tritt das Syndrom wegen des Ausbleibens der Regelblutung nicht auf.
Das prämenstruelle Syndrom kann zu einer Vielzahl von Beschwerden führen, in der Fachliteratur werden zum Teil bis zu 300 verschiedene Symptome beschrieben. Die häufigsten Symptome sind:
- Körper: Spannungsgefühl in der Brust, Ödemneigung, Migräne bzw. Kopfschmerzen, Gewichtszunahme (durch Wassereinlagerung ins Gewebe), Blähbauch
- Verhalten: Schlafstörungen, Appetitveränderung/-Steigerung, Konzentrationsstörungen, Interessensverlust, sozialer Rückzug
- Psyche: Stimmungsschwankungen, Depression, Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Kontrollverlust
Bei der eingangs erwähnten Sonderform des prämenstruellen dysphorischen Syndroms (PMDS) stehen die psychischen Symptome im Vordergrund. Frauen mit PMDS besitzen statistisch gesehen ein erhöhtes Risiko, an einer Depressionserkrankung im engeren Sinne oder einer Wochenbettdepression zu erkranken.
Entsteht das prämenstruelle Syndrom / PMS im Kopf?
Da das prämenstruelle Syndrom im zeitlichen Zusammenhang mit der Menstruation auftritt, wurde lange Zeit angenommen, dass die weiblichen Sexualhormone für die Entstehung der Beschwerden maßgeblich sind und die betroffenen Frauen abnorme Hormonspiegel aufweisen. Damit lag die Wissenschaft über viele Jahrzehnte völlig falsch, denn die meisten Frauen weisen eine völlig normale Funktion ihrer Eierstöcke auf, sodass es sich bei PMS und PMDS nicht um eine Störung der Hormonproduktion handelt.
Das prämenstruelle Syndrom ist mittlerweile intensiv beforscht worden, insbesondere im Hinblick auf die Möglichkeit, das Übel an der Wurzel zu fassen und die betroffenen Frauen von ihrem monatlich wiederkehrenden Martyrium zu befreien. Festgestellt wurde, dass das PMS durch eine Vielzahl an Faktoren und deren Zusammenwirken ausgelöst wird, was medizinisch als multifaktoriell bezeichnet wird. Ein wesentlicher Auslöser ist eine vermutlich genetisch bedingte Neigung zu einer hormonellen Dysregulation, die sich allerdings nicht im Unterleib, sondern im Gehirn abspielt. Das bedeutet, dass die betroffenen Frauen ganz normale zyklusbedingte Hormonschwankungen aufweisen wie jede nicht vom PMS betroffene Frau, in ihrem Fall allerdings durch die Hormonschwankungen verschiedene Botenstoffe des Gehirns durcheinandergeraten. Ein Hauptaspekt in der Entstehung der mit PMS verbundenen psychischen Beschwerden ist, wie neuere Untersuchungen zeigen, das Auftreten einer Dysregulation im Transmitterstoffwechsel des Serotonins im Zentralnervensystem.
Die im zentralen Nervensystem stattfindende Dysregulation führt nicht zwangsläufig zu identischen Symptomen bei den betroffenen Frauen, vielmehr können diese unterschiedliche Beschwerdebilder aufweisen. Denn welche Symptome durch die Dysregulation auftreten, hängt auch von äußeren Faktoren ab. Hierzu gehören positive wie negative Lebenserfahrungen, Lernmechanismen durch die Reaktion der Umwelt auf die PMS-Symptomatik („Ach, Du Arme!“ oder „Reiß Dich gefälligst zusammen!“), durch das regelmäßige Auftreten der Beschwerden und natürlich auch die eigene Fähigkeit, mit dem Beschwerdebild umzugehen. Das erklärt auch, warum bei manchen betroffenen Frauen die körperliche Symptomatik im Vordergrund steht, bei anderen wiederum der Menstruations-Blues oder aber eine Kombination körperlicher und psychischer Symptome.
Wie wird ein PMS diagnostiziert?
Vielfach wird angenommen, dass durch die Bestimmung diverser Hormonspiegel im Blut die Diagnose PMS relativ einfach gestellt werden kann. Tatsächlich existieren bisher keine einheitlichen Laborparameter zur Diagnostik, abgesehen davon, dass die Hormonspiegel bei den betroffenen Frauen in fast allen Fällen völlig normal sind. Dennoch wurde versucht, standardisierte Kriterien festzulegen, bei deren Vorhandensein die Diagnose PMS gestellt werden kann.
Bei einem PMS-Verdacht sollte zunächst ein Patientinnentagebuch über 2-3 Menstruationszyklen geführt werden, in dem alle Beschwerden mit Dauer und Intensität dokumentiert werden, die im Zusammenhang mit der Menstruation auftreten. Von einem PMS kann ausgegangen werden, wenn eines der folgenden Symptome während der letzten fünf Tage vor der Menstruation in jedem der letzten drei Zyklen vorliegt:
- Depressivität
- Wutausbrüche
- Reizbarkeit
- Ängstlichkeit
- Verwirrtheit
- sozialer Rückzug
- Brustspannen
- aufgeblähtes Abdomen
- Kopfschmerzen
- Ödembildung der Extremitäten
Die Symptome sollten sich innerhalb von vier Tagen nach Einsetzen der Regelblutung zurückbilden, während des sogenannten Beobachtungszeitraums dürfen weder eine medikamentöse Behandlung noch eine Hormon-, Drogen- oder Alkoholeinnahme erfolgen.
Symptome wie Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen und Gewichtszunahme sind unspezifisch und können natürlich auch auf andere Erkrankungen zurückzuführen sein wie zum Beispiel einer eigenständigen Depression, einer Angststörung oder aber auch Allgemeinerkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion, Autoimmunerkrankungen oder Allergien. Weitere Differenzialdiagnosen sind Endometriose, Epilepsie, Dysmenorrhö, Nebennierenerkrankungen, Migräne, Asthma, Reizdarmsyndrom und Diabetes mellitus. Im Verdachtsfall ist eine zusätzliche Diagnostik in entsprechender Richtung erforderlich.
Behandlungsansätze beim PMS
Wird nach eingehender Diagnostik und Ausschluss anderer Erkrankungen die Diagnose eines prämenstruellen Syndroms gestellt, kommt das nächste Problem: Was kann man gegen ein PMS unternehmen? Helfen Vitamine bei PMS bzw. welches Vitamin kann helfen? Da die Entstehung des PMS von Frau zu Frau unterschiedlich ist, existiert keine sogenannte kausale Therapie, vielmehr beschränkt sich diese auf eine Linderung der Symptome, was von Medizinern als symptomatische Behandlung bezeichnet wird.
Ziel aller Maßnahmen ist, mithilfe eines Stufenkonzeptes die beklagten Beschwerden zu eliminieren oder zumindest zu reduzieren, berufliche und soziale Integrität wiederherzustellen und die Lebensqualität zu verbessern. Die meisten Therapieansätze greifen bei den zyklusabhängigen Hormonschwankungen ein oder aber versuchen, im zentralen Nervensystem die durcheinandergeratenen Botenstoffe zu beeinflussen. Zur Therapie des PMS und PMDS gehören:
- Antidepressiva (dauerhaft oder nur während der PMS-Phase)
- Ovulationshemmer („Pille“)
- angstlösende Psychopharmaka
- operative Entfernung der Eierstöcke
- nichtmedikamentöse Maßnahmen (Ernährung, Sport, Entspannungstherapie)
- Vitamine, Mineralien, pflanzliche Heilmittel
Welche Maßnahmen durchgeführt und gegebenenfalls kombiniert werden, hängt unter anderen von der Intensität der Beschwerden und dem damit verbundenen Leidensdruck der Patientinnen ab. Auch der Patientenwunsch spielt eine wesentliche Rolle, denn manche Frauen wünschen keine Behandlung mit der „chemischen Keule“ und bevorzugen stattdessen natürliche Maßnahmen wie eine Vitamin-Therapie zur Linderung der PMS-Symptome.
Ein Augenzwinkern zum Thema
Vitamin B6 und PMS
Neben der Vielzahl an medikamentösen als auch nichtmedikamentösen Maßnahmen soll die Gabe von Vitamin B6 eine mögliche Option zur Linderung insbesondere der psychischen Beschwerden sein, denn gerade diese werden von den betroffenen Frauen häufig als eine größere Beeinträchtigung empfunden als die körperlichen Symptome, siehe hier auch den Artikel bei Vitamine-ratgeber.com zur Frage, wie viele Vitamine optimal seien.
Vitamin B6 stellt einen wichtigen Faktor bei der Herstellung des Serotonins im zentralen Nervensystem dar. Das Serotonin und seine Rezeptoren spielen eine äußerst wichtige Rolle für Stimmung und Befindlichkeit, mit anderen Worten: Serotonin sorgt für gute Stimmung. Bei vielen PMS-Betroffenen ist an den Tagen vor den Tagen der Serotoninspiegel im Blut erniedrigt, was erklären würde, warum Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen auftreten. Therapeutische Überlegungen führten dazu, die prämenstruellen Beschwerden zumindest im Hinblick auf die Psyche durch die Gabe von Vitamin B6 zu lindern.
Vitamin B6, auch Pyridoxin genannt, ist in Getreideprodukten, Mais, Hefe, Fisch, Leber, Obst und Gemüse, Eiern und Fleischprodukten vorhanden. Nach der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollte ein Erwachsener täglich 1,5 mg Vitamin B6 zu sich nehmen. Aufgrund des Überangebotes und der Vielfalt an Nahrungsmitteln sind Mangelzustände hierzulande ausgesprochen selten. Typisch für einen Vitamin-B6-Mangel sind entzündliche Veränderungen der Haut, Wahrnehmungsstörungen, Reizbarkeit und Depression sowie in ausgeprägten Fällen Lähmungserscheinungen und Blutarmut.
Klinische Wirksamkeit von Vitamin B6 beim PMS
Mit der Entstehung depressiver Beschwerden bei PMS durch einen Serotoninmangel aufgrund von fehlendem Vitamin B6 haben sich in der Vergangenheit zahlreiche Studien beschäftigt. So konnte gezeigt werden, dass ein ermäßigter Vitamin-B6-Spiegel zu einem erhöhten Auftreten an depressiven Erkrankungen führen kann. In einer anderen Untersuchung führte die Gabe von Ovulationshemmern („Pille“) zu PMS-ähnlichen Beschwerden, da die Präparate in den Leberstoffwechsel eingriffen und hier die Bereitstellung von Vitamin B6 hemmten, was somit den Serotoninstoffwechsel nicht mehr zur Verfügung stand. Bereits in den 1980er Jahren wurde eine Studie an amerikanischen Studentinnen mit PMS in demselben Studentenwohnheim durchgeführt: Die Studentinnen wurden auf zwei Gruppen verteilt, wobei die eine Gruppe ein Placebo und die andere Gruppe hochdosiert Vitamin B6 erhielt. Nach mehreren Menstruationszyklen konnte festgestellt werden, dass die Vitamingruppe eine deutliche Linderung ihrer psychischen Beschwerden wie Depressivität, Launenhaftigkeit und Reizbarkeit verspürte. Bei den körperlichen PMS-Symptomen ergaben sich jedoch keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
Der aktuellen wissenschaftlichen Literatur ist zu entnehmen, das Vitamin B6 in einer Dosierung von maximal 50-100 mg pro Tag in der Behandlung des PMS zumindest bei milderen Formen die psychischen Beschwerden lindern könnte. Aber Vorsicht: Ein allzu unkritischer Umgang mit Vitamin B6, hoch dosiert zugeführt zum Beispiel mit Nahrungsergänzungsmitteln, ist mit dem Risiko von Nervenschädigungen verbunden, insbesondere dann, wenn derart hohe Dosen über Jahre eingenommen werden. Aus diesem Grund ist die Behandlung des PMS mit Vitamin B6 nicht unumstritten. Siehe hierzu auch den Artikel Sensibel substituieren in der Pharmazeutischen Zeitung: „… strittig ist sie [die zusätzliche Gabe von Vitamin B6] bei einer Reihe breit gefächerter Indikationen wie … menstruationsbedingten Beschwerden…“.
Andere Vitamine bei PMS
Nicht nur das Vitamin B6, auch andere Vitamine sind hinsichtlich ihrer Wirkung beim PMS untersucht worden (Vitamine bei PMS). So soll laut einer Studie die tägliche Aufnahme von 400 IE Vitamin E in der Kombination mit 2 g essenzieller Fettsäuren, eingenommen in Form von Kapseln, die PMS-Symptome lindern. Eine ähnliche Wirkung wird auch der Kombination von 700 IE Vitamin D und 1200 mg Kalzium nachgesagt. Die Studienlage hinsichtlich Vitamin D und E ist insgesamt jedoch recht dünn.