Was tun, wenn Darmpilze (vor allem der Candidapilz Candida albicans) problematisch werden?
Das Mikrobiom unseres Verdauungstraktes – besonders das im Dickdarm – ist sehr komplex und leistet wichtige Beiträge für unsere Gesundheit. Die Mikroben schaffen es nicht nur, wichtige Stoffe aus der Nahrung herauszuholen und unserem Stoffwechsel zur Verfügung zu stellen, sondern sie synthetisieren auch Enzyme und andere dringend benötigte Substanzen. Darüber hinaus hat das Darmmikrobiom einen starken Einfluss auf unser Wohlbefinden. Wissenschaftliche Untersuchungen und Forschungsprojekte, die sich mit dem Darmmikrobiom beschäftigen, haben in den letzten Jahren sprunghaft zugenommen. Der Nutzen, die Wohltaten und die Gefahren, die von den Winzlingen im Darm ausgehen, sind längst noch nicht alle verstanden, so dass sich für die Forschung ein breites Betätigungsfeld präsentiert.
Inmitten der komplexen Bakterienvergesellschaftung in der Darmschleimhaut tummeln sich bei den meisten Menschen in bescheidener Zahl auch Vertreter von Magen- und Darmpilz, die friedlich und unauffällig als sogenannte Kommensalen mit durchgefüttert werden, ohne dass sich irgendwelche Symptome zeigen. Ob die Kommensalen dabei auch nützlich sind, ist (noch) nicht verstanden. Allerdings kann sich der Magen- und Darmpilz unter bestimmten Voraussetzungen plötzlich stark vermehren und als sogenannter opportunistischer Erreger beispielsweise Entzündungen im Darm verursachen. Das gilt übrigens auch für einige Bakterienarten, die unter bestimmten Voraussetzungen pathogen werden können. Zur Ergänzung finden sie ein gut erklärendes YouTube-Video hier.
Magen- und Darmpilze verwandeln sich in gefährliche Krankheitserreger
Die menschlichen Darmpilze gehören meist zu den Hefepilzen der Gattung Candida. Innerhalb der Candida Arten ist der häufigste Vertreter im Darm Candida albicans, der normalerweise vom Immunsystem und von der Mikroflora des Darms in Schach gehalten wird. Auch andere Pilzarten wie Schimmelpilze der Art Aspergillus, Mucor und andere wurden in geringem Umfang nachgewiesen. Voraussetzungen, die den „friedlichen“ Darmpilz Candida und weitere Arten zu gefährlichen Krankheitserregern werden lassen, sind beispielsweise:
- Schwächung des Immunsystems
- Medikamente (nach Antibiotika, Kortisonpräparaten, Cytostatika und anderen)
- Begünstigung durch stark zuckerhaltige Nahrung
- Dauerstress mit hohem Sympathikotonus und Abnahme der Darmperistaltik
- Schwächung der Darmflora
Eine Schwächung des Immunsystems, die dem Darmpilz Candida eine Chance zur Pathogenität bietet, kann angeboren oder erworben sein wie beispielsweise nach einer HIV-Infektion. Auch eine künstlich erzeugte Immunsuppression durch eine Chemotherapie oder ein unterdrücktes Immunsystem wie sie bei transplantierten Patienten zur Unterdrückung von Abwehrreaktionen erforderlich ist, birgt die gleichen Gefahren. Nach Antibiotika und nach einer Behandlung mit Kortison oder Cytostatika als Krebstherapie können sich ähnliche Auswirkungen einstellen. Auch eine Schwächung der Darmflora durch einseitige und stark zuckerhaltige Ernährung kann typische Darmpilz Symptome auslösen. Häufig kündigt sich der Darmpilz durch unangenehmes Afterjucken an.
Typische Darmpilz Symptome sind unspezifisch
Der Übergang von harmloser Darmbesiedlung durch Magen- und Darmpilz zu einer Kandidose oder einer anderen Art von Darmmykose kann sich schleichend und unbemerkt vollziehen. Die Symptome für Darmpilz, die sich dann einstellen, sind sehr unspezifisch und können auch anderen Ursachen zugeordnet werden. Wenn nicht eine der oben aufgezeigten häufigen Ursachenszenarien vorliegen, wird eine frühzeitige Diagnose erschwert. In der Regel stellen sich eine oder mehrere der folgenden Symptome durch Darmpilz ein:
- Blähungen und Blähbauch
- Stuhlgang mit wässrigem Durchfall
- Verstopfung (Obstipation)
- Juckreiz am After
- Blut im Stuhl
- Schmerzen im Oberbauch oder Bauchkrämpfe
- Abgeschlagenheit, Müdigkeit
Die obigen unspezifischen Symptome können auf eine Infektion mit dem Candidapilz hindeuten, bei der die Pilzzellen eine rundlich-ovale Form annehmen und ausschließlich die Darmschleimhaut oder andere Schleimhäute oder die Haut besiedeln. Unter bestimmten Voraussetzungen sind der Candida Darmpilz und andere Arten in der Lage, fadenförmige, invasive Hyphen zu produzieren. Sie ermöglichen es dem Pilz, über die Blutbahn andere Organe zu befallen und systemisch wirksame Infektionen zu verursachen. In diesen Fällen kann es zusätzlich zu gravierenden Symptomen kommen, die mit dem oder den befallenen Organen in Zusammenhang gebracht werden können. Auch Blut im Stuhl (siehe Blut und Schleim im Stuhl) gehört zu den Symptomen für Darmpilz und kann ein Hinweis auf Candida albicans sein. In seltenen Fällen kann sich sogar eine lebensbedrohliche Sepsis einstellen. Die Ursachen, die zur Bildung der prinzipiell gefährlichen Hyphen führen, sind (noch) nicht hinreichend bekannt.
Typische zusätzliche Symptome können Juckreiz an den infizierten Körperstellen (außerhalb des Magen-Darmtraktes) sowie Jucken auf der Haut sein, wenn sich der Pilz dort eingenistet hat. Ebenso kann sich typischerweise ein Jucken am After einstellen, wenn vor allem der Dickdarm besiedelt ist (vgl. auch die Symptome verschiedener Hämorrhoiden Grade). Das Afterjucken macht sich hauptsächlich bei und nach dem Stuhlgang bemerkbar. Bei Frauen ist häufig die Vagina betroffen. Es kann zu einem weißlichen Ausfluss kommen, der entweder geruchlos ist oder auch mit einem typischen übelriechenden Geruch verbunden ist. In einigen Fällen sind die Symptome schlechter Atem, trockener Mund und sogenannter Soor auf der Zunge, der von einem spezifischen Geruch begleitet sein kann.
Darmpilze: Welche Diagnosemöglichkeiten gibt es bei Candidapilz?
Aufgrund der unspezifischen Symptome durch den Darmpilz Candida oder eine andere Art ist es angezeigt, vor Beginn einer eventuellen Therapie eine sichere Diagnose zu stellen, um einer Fehlbehandlung vorzubeugen. Eine oberflächliche Infektion der Darmschleimhaut oder anderer Schleimhäute lässt sich einfach mittels Abstrich und mikroskopischer Untersuchung feststellen. Die Diagnose kann im Bedarfsfall durch bildgebende Verfahren wie Magenspiegelung, Ultraschall oder CT ergänzt werden. Der Nachweis systemischer Infektionen, die ein oder mehrere innere Organe betreffen können, gestaltet sich schwieriger und lässt sich beispielsweise über die Anlage von Blut- oder Urinproben führen. Unter Umständen sind auch Kulturen aus Hirnwasser (Liquor) erforderlich.
Therapiemöglichkeiten bei Darmpilz Symptomen
[pulledquote float=right]Darmpilzbehandlung[/pulledquote]Darmpilze behandeln: Zur Behandlung oberflächlicher Infektionen mit dem Candida Darmpilz oder anderen Pilzarten kommt meist das oral verabreichte Nystatin zur Anwendung, weil es im Darm nicht resorbiert wird und nur geringe Nebenwirkungen zu befürchten sind. Bei der Therapie invasiver Infektionen durch den Darmpilz Candida wird Nystatin meist durch das resorbierbare und systemisch wirksame Fluconazol oder andere Mittel ersetzt. Während Nystatin oral eingenommen werden muss, um seine Wirkung innerhalb des Verdauungstraktes entfalten zu können, werden systemisch wirksame Mittel zum großen Teil parenteral, also unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes durch Infusion oder Injektion verabreicht.