Was ist Hypnose und wie wird sie herbeigeführt
Hypnose findet seit Jahrtausenden Verwendung. Bereits in antiken Gesellschaften wie in Ägypten, Griechenland und bei den Sumerern, wandten Priester und Schamanen Hypnose-Techniken an. So führten sie Trancezustände herbei. Dabei ging es teilweise um religiöse Rituale, aber auch bei der Heilung verschiedener Krankheiten spielte die Hypnose schon damals eine Rolle. Beim sogenannten Tempelschlaf wurden den Menschen von den Priestern angenehme Gedanken suggeriert.
Das griechische Wort „hypnos“ bedeutet Schlaf, da man sich die Trance während einer Hypnose als eine Art Schlaf vorstellte. Tatsächlich ist man unter Hypnose aber wach, wenn auch in verändertem Bewusstseinszustand: zugleich entspannt und aufmerksam. Die Kontrolle durch das Bewusstsein ist ausgeschaltet, stattdessen kommen Gefühle und Phantasie zum Zug. In diesem Zustand sind die Hypnotisierten für Suggestion besonders empfänglich. Auf diese Art kann Hypnose zur Therapie bei vielerlei Beschwerden beitragen.
Wie genau Hypnose entsteht, ist noch nicht restlos erforscht. Technisch wird dieser Zustand durch Fixieren von Gegenständen mit den Augen und Entspanntheit suggerierenden Worten herbeigeführt. Vorab muss Vertrauen aufgebaut werden, da nur hypnotisiert werden kann, wer sich auf die Hypnose einlässt. Bei medizinischer Hypnose oder Hypnotherapie sind die Klienten keine willenlosen Opfer der Therapeuten und werden auch nicht „wie durch ein Wunder“ geheilt, vielmehr ist aktive Mitarbeit und sogar Training gefragt, um Erfolge zu erzielen.
Anwendungsgebiete
Hypnose findet bei der Therapie von körperlichen und psychischen Beschwerden Verwendung. Bei der Anwendung in der Psychotherapie geht es häufig um die Aktivierung der Ressourcen der Klienten. Aber auch zur Lösung eingefahrener Verhaltensmuster kann eine Hypnotherapie beitragen, weshalb sie bei der Behandlung von Zwangsstörungen eingesetzt werden kann oder die Rauchentwöhnung unterstützt. Da unter Hypnose keine Kontrollmechanismen mehr greifen, können so verdrängte Erinnerungen oder Gefühle zugänglich gemacht werden. Dass Schlafstörungen manchmal mit dieser Methode behandelt werden, erscheint nachvollziehbar. Der Trancezustand unter Hypnose ähnelt in gewisser Weise der Einschlafphase.
Körperliche Erkrankung und psychische Belastung lassen sich nicht immer trennen (vgl. Ohrklopfen). Manchmal werden körperliche Beschwerden durch Stress verursacht, so zum Beispiel beim Reizdarmsyndrom. In dem Fall wird Hypnose mitunter dazu verwendet, den Stress zu reduzieren. Auch zur Linderung chronischer Schmerzen und von Geburtsschmerzen kann Hypnose beitragen. Zahnärzte wenden diese Technik an, um Patienten mit großer Angst oder bestimmten Phobien zu behandeln. Ganz allgemein ist die Behandlung von psychischem Stress, der durch medizinische Behandlungen hervorgerufen wird ein weiteres Einsatzgebiet von Hypnose. Im Prinzip ist Hypnose also kein Mittel, mit dem die Krankheit an sich geheilt werden kann, sondern dient eher der Unterstützung bei der Heilung.
Studien zu Wirksamkeit und Effektivität von Hypnose
Aber wie effektiv ist Hypnose bei der Therapie von Krankheiten und Beschwerden? Dazu gibt es eine ganze Reihe von Studien. In einer dieser Studien wurde die Wirkung von Hypnose auf die Angst von Zahnarztpatienten untersucht. Allen untersuchten Patienten wurde ein Zahn gezogen. Die Psychologen wählten zufällig Personen aus, die während der Behandlung eine CD mit Hypnose-Texten zu hören bekamen. Darin werden die Patienten aufgefordert, sich zu entspannen und sich an positive Erlebnisse aus der Vergangenheit zu erinnern. Außerdem sollten sie unangenehme Geräusche und Schmerzen während der Behandlung weniger unangenehm wahrnehmen. Solche CDs sind in vielen Zahnarztpraxen im Einsatz und wurden extra für diesen Zweck entwickelt.
Alle Patienten, ob sie die Hypnose-CD hörten, oder nicht, bekamen eine lokale Betäubung. Zusätzlich wurden alle gebeten, ihre Ängstlichkeit vor, während und nach der Behandlung auf einer Skala von eins bis zehn zu bewerten. Der größte Unterschied zwischen der Hypnose-Gruppe und der Gruppe, die ganz normal behandelt wurde, lag in der Ängstlichkeit während der Zahnbehandlung. Die Patienten, denen die Hypnose-CD vorgespielt wurden, fühlten sich weniger ängstlich. (Quelle: Glaesmer, H., Geupel, H., & Haak, R. (2015). A controlled trial on the effect of hypnosis on dental anxiety in tooth removal patients. Patient education and counseling, 98(9), 1112-1115.)
Andere Untersuchungen kommen zu ähnlichen Ergebnissen (siehe jedoch auch hier). Ein guter Effekt von Hypnose wird generell bei emotionaler Belastung und Stress festgestellt. Hypnose zur Schmerzbehandlung hingegen erzielt eher bescheidene Effekte, eine Wirkung hat sich in den Untersuchungen dennoch gezeigt. Bei Zwangsstörungen und Ängsten werden im Allgemeinen gute Erfolge erzielt. Gut untersucht ist auch die Wirkung auf das Reizdarmsyndrom. Die Mehrheit der Patienten erlebt eine Verbesserung ihrer Symptome. Allerdings gilt dasselbe für andere Arten von Psychotherapie. Hier ist die Hypnotherapie nur eine Therapie von vielen.
Hilft Hypnose im Einzelfall?
Statistische Effektgrößen können zeigen, wie eine Behandlung der Mehrheit der Probanden hilft. Für den einzelnen Menschen muss das nicht unbedingt bedeuten, dass Hypnose zum Erfolg führt. Voraussetzung ist zunächst einmal, dass man überhaupt hypnotisiert werden kann und das ist bei etwa zehn Prozent nicht der Fall. Aber auch bei den 90 Prozent der Menschen, die hypnotisierbar sind, funktioniert die Trance nicht in jedem Fall gleich gut. Wer sich also für Hypnotherapie interessiert, muss die Wirkung im Einzelfall selbst probieren.
Besonders wichtig ist auch die Wahl des Therapeuten. Hypnose ist Vertrauenssache. Weil das Loslassen so wichtig ist, muss jedenfalls die Chemie zwischen Therapeuten und Klienten stimmen. Medizinische Hypnose und Hypnotherapie bieten sowohl Ärzte als auch Psychotherapeuten an. Da unter Hypnose manchmal auch unerwartet belastende, traumatisierende Erinnerungen wach werden, ist eine medizinische oder psychologische Ausbildung des Therapeuten unverzichtbar. Eine Liste von Hypnose-Therapeuten findet man auf der Seite der deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie. Die Therapeuten auf der Liste verpflichten sich zu laufender Fortbildung um die Qualität zu sichern.
Quellen:
- https://www.wolfgangoswald.net/praxis-fuer-hypnosetherapie/geschichte-der-hypnose/
- https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/hypnose/6831
- https://www.apotheken-umschau.de/therapie/therapiearten/hypnotherapie-hypnose-als-heilmittel-745849.html
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/177656/Wirksamkeit-Sicherheit-und-Anwendungsmoeglichkeiten-medizinischer-Hypnose
- https://hypnose.de/artikel/probleme-mit-dem-schlaf-wie-hypnose-helfen-kann
- https://www.academia.edu/download/45208295/Effect_of_Antidepressants_and_Psychologi20160429-29252-1g3tdg2.pdf
- https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article113051131/Bei-welchen-Leiden-Hypnose-helfen-kann.html
- https://dgh-hypnose.de/therapeutenliste