Die Elektrotherapie umfasst verschiedene Verfahren, bei denen therapeutische Anwendungen mittels elektrischen Stroms durchgeführt werden. Einsatz findet die Elektrotherapie vor allem in der Physikalischen Therapie als auch in anderen Medizinbereichen. Den meisten Menschen ist die Elektrotherapie vor allem als Reizstromtherapie bekannt.
Wie funktioniert die Elektrotherapie, und wo wird sie eingesetzt?
Bei der Reizstrom- oder Elektrotherapie fließen mittels Elektroden, welche auf der Haut angebracht werden, Gleich- oder Wechselströme durch den Körper. Hierbei kann man zwischen trockenen und nassen Anwendungen unterscheiden. Zum Einen gibt es die Reizstromtherapie, bei der man die Elektroden aufgeklebt bekommt, zum Anderen gibt es auch das sog. Stangerbad, bei dem man in einer Badewanne liegt, und der Strom durch das Wasser in der Badewanne fließt. Hierbei wird der gesamte Muskeltonus positiv beeinflusst sowie die Durchblutung stimuliert.
Die Elektrotherapie wird unter anderem zur Muskelstimulation verwendet. Diese Art kommt vor allem bei Patienten zum Einsatz, welche z.B. gelähmt sind oder aufgrund einer Erkrankung sich nicht ausreichend bewegen können. Die Elektrotherapie wird auch im Sportbereich angewandt; Sportler verwenden Reizstrom zum passiven Muskelaufbau. Anwendung findet die Elektrotherapie vor allem auch in der Neurologie. Beschädigte Nerven können mittels einer Reizstromtherapie stimuliert werden, so dass sich die Nervenleitgeschwindigkeit verbessert und den betreffenden Muskel oder Extremität wieder mit Impulsen versorgt. Auf diesem Gebiet ist vor allem das TENS bekannt, die transkutane elektrische Nervenstimulation. TENS wird zur Muskelstimulation eingesetzt, hauptsächlich wird es jedoch in der Schmerztherapie angewendet. Bewährt hat sich TENS insbesondere bei Schmerzen im Rücken- und Wirbelsäulenbereich.
Ein wichtiger Bereich der Elektrotherapie ist auch die Verabreichung von Medikamenten wie z.B. Salben. Mit der sog. Iontophorese werden mittels eines Gleichstromes Arzneistoffe von der Haut resorbiert. Voraussetzung ist, dass das Medikament elektrisch leitend ist wie z.B. Salben, Cremes oder andere, auf Flüssigkeit basierenden Medikamenten. Bei der Iontophorese wird innerhalb kürzester Zeit ein großer Anteil der Wirkstoffe in das Gewebe transportiert. Dies hat zur Folge, dass die Wirkung des Medikaments und somit die Heilung wesentlich schneller eintritt, als wenn man die Salbe nur oberflächlich auf die Haut aufträgt. Dieses Verfahren wird auch als Galvanotherapie bezeichnet.
Elektro-Therapie für Querschnittsgelähmte
Die Elektrotherapie ist vor allem für Querschnittgelähmte ein wichtiger Bestandteil der täglichen physikalischen Therapie. Hierbei werden spezielle Geräte in den Körper des Menschen integriert und dienen als Blasenschrittmacher, Atemschrittmacher sowie als Herzschrittmacher. Bei Querschnittsgelähmten kann es vorkommen, dass die Atemmuskulatur nicht mehr oder nur noch unzuverlässig arbeitet. Hierfür gibt es spezielle Schrittmacher, welche dafür sorgen, dass die Atemmuskulatur stetig die notwendigen Impulse erhält. Der Blasenschrittmacher wird eingesetzt, um mittels Reizstrom die Nerven der Blase zu stimulieren, so dass diese sich entleeren kann. Der Herzschrittmacher wird sowohl bei Querschnittsgelähmten als auch bei herzkranken Patienten eingesetzt. Den Herzschrittmacher gibt es auch als Version eines Kardioverter-Defibrillator, der unter den Muskel implantiert wird. Der Defibrillator wird eingesetzt bei Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern.
Weitere Therapieformen in der Elektrotherapie sind u.a. die Hochtontherapie und die craniale Elektrostimulation (CES), wobei die Wirkung dieser Therapieformen nicht sicher belegt ist. Die Elektrotherapie wird jedoch nicht nur in der Medizin angewendet, auch im BDSM-Bereich hat der Reizstrom Einzug gehalten. Es gibt verschiedene erotische Elektrostimulationsverfahren, welche das Liebesleben bereichern können.