Ohne wirksame Medikamente beziehungsweise Arzneimittel mit den unterschiedlichsten chemischen Wirkstoffen oder natürlichen Heilsubstanzen könnten Krankheiten und deren Symptome kaum adäquat behandelt werden. Obwohl heute die Arzneimittelhersteller in der pharmazeutischen Industrie in Zusammenarbeit mit den Medizinern und Forschern vor der Zulassung eines Arzneistoffes auf dem Markt umfangreiche Tests und Studien durchführen (müssen), sind Nebenwirkungen und Wechselwirkungen nicht gänzlich auszuschalten. Manche Auffälligkeiten und ungewollten Effekte werden in der Therapie von Krankheiten jedoch mitunter hingenommen, wenn diese im Verhältnis zur erzielbaren Besserung wesentlich geringer sind.
Auf einer Vielzahl von Beipackzetteln sind jedoch Wechsel- und Nebenwirkungen aufgeführt, welche bei Nichtbeachtung und Unterschätzung durchaus fatale gesundheitliche Folgen mit sich bringen können. Um sich aussagefähige Daten und Erklärungen über die Wechselwirkungen von Arzneimitteln einzuholen, sind die behandelnden Ärzte, die Mitarbeiter der Apotheken und die Beipackzettel in der Regel am besten geeignet.
Eine Wechselwirkung von pharmazeutischen Substanzen mit anderen Stoffen liegt dann vor, wenn diese miteinander konkurrieren, sich gegenseitig nicht vertragen oder sich so beeinflussen, dass mehr oder weniger starke gesundheitliche Beeinträchtigungen zu befürchten sind. Hinter Nebenwirkungen verbergen sich hingegen unerwünschte Effekte von Arzneimittel, die neben ihrer eigentlichen hauptsächlichen therapeutischen Zielstellung auftreten.
Damit sich die Patientinnen und Patienten eine sichere Einnahme des Präparates verlassen können und unschöne Wechselwirkungen vermeiden, sollten die angegebenen Hinweise unbedingt beachtet werden. Darüber hinaus gehen einige Wechselwirkungen sogar soweit, dass die eigentlich beabsichtigte Wirkung des Arzneimittels komplett ausgeschaltet wird.
Funktionsweise von Arznei-Wechselwirkungen
Wechselwirkungen sind keine Zauberei. Sie basieren auf natürlichen physiologischen Mechanismen, weil die Arzneimittel direkt in den Stoffwechsel und die Organfunktion im Körper eingreifen. Es ist nicht selten, dass die Ärzte mehrere Medikamente gleichzeitig verschreiben müssen, um eine effiziente Behandlung gewährleisten zu können. In diesem Zusammenhang sind Wechselwirkungen mit den enthaltenen chemischen Stoffen nicht auszuschließen. Aus diesem Grund gibt es die klassischen Wechselwirkungen von Medikamenten mit anderen Arzneistoffen.
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln beziehungsweise Wirkstoffen von Medikamenten
Fachlich exakt ausgedrückt, heißt die Wechselwirkung zwischen zwei oder mehreren pharmazeutischen Erzeugnisse die Medikamenten-Interaktion. Diese jeweiligen Substanzen können sich in einer doppelten Richtung beeinflussen. Es tritt entweder eine Verstärkung oder einer Verringerung des Wirkeffekts auf.
Die Ursachen für eine Wechselwirkung zwischen Medikamenten liegt darin, dass es zu einer Hemmung des Abbaus der Arzneistoffe im Körper kommt und sich das nicht abgebaute Medikament im Organismus in einer höheren Konzentration anreichert, als dies beabsichtigt ist. Es treten überdosierungs- oder vergiftungsähnliche Zustände auf. Im Gegensatz dazu kann ein Arzneistoff so arbeiten, dass das andere Medikament so schnell ausgeschieden wird, dass es gar nicht erst zur Wirkung kommen konnte. Eine weitere Variante, welche zu Wechselwirkungen führt, kann eine Fehlfunktion eines Arzneimittels auslösen, die eigentlich gar nicht gewollt ist. Außerdem können die verschiedensten pharmazeutischen Substanzen ihre Wirksamkeit erst unter bestimmten Bedingungen entfalten und sollen durch einen anderen Stoff nicht vorzeitig aufgelöst werden. Was in diesem Zusammenhang so einfach und verständlich klingt, kann sich bis zu einem lebensbedrohlichen Zustand ausweiten.
Wichtig sind auch Wechselwirkungen der Arzneimittel mit speziellen organischen und anorganischen Chemikalien. Sogar dem Körper zugeführte Hormone wie die sogenannten Anabolika und die verschiedensten Drogen verursachen Wechselwirkungen.
Wechselwirkungen von Arznei mit Alkohol
Es ist weithin bekannt, dass sich Alkohol durch unangenehme Wechselwirkungen mit Arzneimitteln auszeichnet. Es bestehen ein direkter Zusammenhang zwischen einem gestörten Abbau von Arzneimitteln im Organismus und dessen zunehmende Konzentration im Blut und Alkohol. Die Leber ist nicht nur für die „Entsorgung“ von arzneimittelbezogenen Wirkstoffen zuständig, sondern gleichermaßen für die Entgiftung des Organismus von Alkohol. Beides gleichzeitig schaffen die Leberzellen in vielen Fällen nicht und die Medikamentenwirkung wird höher.
Eine Vielzahl an Arzneistoffen arbeitet dort, wo auch der Alkohol Einfluss nimmt. Dies ist beispielsweise in den Nervenzellen oder in den Blutgefäßen der Fall. Durch diese Auffälligkeit können sich wiederum die Wirkmechanismen so verschieben, dass eine Erhöhung oder Verringerung der Arzneieffekte entsteht.
Wechselwirkungen mit bestimmten Lebensmitteln
Nicht immer vertragen sich Arzneimittel und spezielle Lebensmittel. Mehr oder weniger bekannt ist in diesem Bezug die Wechselwirkung bei der Aufnahme von Milch und Fruchtgetränken sowie Kaffee, Cola und Schwarztee. Aus diesem Grund sollten immer Wasser, am besten kohlensäurefrei, zum Schlucken der Medikamente bevorzugt werden. Nicht eindeutig geklärt sind außerdem die Wechselwirkungen von Arzneimitteln mit Nahrungsergänzungsstoffen. Nicht immer haben die Anwender auch einen Überblick über Neben-/Wechselwirkungen von Mitteln aus der Alternativmedizin wie z.B. Arnikasalbe.
VIDEO: Vorsicht Wechselwirkungen – Dr. Kurscheid im ARD Morgenmagazin
(www.youtube.com/watch?v=ULxlgadTqeQ)
Mehr im Web zu „Risiken und Nebenwirkungen“
- www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/wechselwirkung-johanniskraut-kann-medikamente-unwirksam-machen-a-862945.html
- www.haz.de/Nachrichten/Panorama/Uebersicht/AOK-warnt-vor-Wechselwirkungen-bei-Medikamenten
- www.apotheken-umschau.de/Medikamente/Wechselwirkungen-Das-sollten-Sie-wissen-137629.html
Gesundheitliche Risiken von Wechselwirkungen
Grundsätzlich können bei allen einzunehmenden synthetisch hergestellten und sogar bei vielen pflanzlichen Arzneistoffen Wechselwirkungen auftreten, die nicht in jedem Fall glimpflich ausgehen. Interaktionen zwischen hormonellen Verhütungsmitteln, wie beispielsweise der Anti-Baby-Pille können zu ungewollten Schwangerschaften führen, weil Medikamente wie Antiepileptika (wirken gegen Epilepsie), Carbamazepin oder Phenobarbital die Wirkung der Pille einstellen können. Bei gleichzeitiger Einnahme von oralen Kontrazeptiva mit Neuroleptika, Beruhigungsmitteln, Benzodiazepin und verschiedenen Antibiotika sind zudem Beeinträchtigungen der Wirksamkeit nicht mehr verlässlich gegeben. Langjährige medizinische Studien haben zudem ergeben, dass sich die Anti-Baby-Pille bei Frauen mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) auf die Einstellung des Blutzuckers auswirken kann. Es können in Folge dessen eine Über- oder Unterzuckerung durch diese Verhütungsmittel begünstigt werden. Statistische Erhebungen von Institutionen machen immer wieder deutlich, dass Wechselwirkungen bei Medikamenten sogar eine Ursache für Todesfälle sein können.
Beispiel: Wechselwirkungsrisiko bei blutverdünnenden Medikamenten
Sehr bedenkliche Symptome können durch die Wechselwirkungen eines äußerst nützlichen und an sich überaus gut verträglichen Präparates, dem vielfach bekannten Blutverdünner Marcumar bedingt sein. Das Medikament wird verordnet, wenn sich die Diagnose auf eine Thrombose bestätigt hat. Im Marcumar ist das Phenprocoumon enthalten. Diese Substanz weist Wechselwirkungen mit Acetylsalicylsäure, einem weiteren Blutverdünner, auf. Käme es im Laufe einer fortgeführten Therapie oder durch unterschiedliche rezeptfrei zu erwerbende Medikamente zu einer zusätzlichen Aufnahme eines Blutverdünners, könnten die Betroffenen schon bei kleinsten Verletzungen verbluten. Eine zunehmende Steigerung der Blutungsbereitschaft kann bei Marcumar ebenso durch nichtsteroidale Antirheumatika (Rheumamittel) und Schmerzmedikamente auftreten, die keine Opioide beinhalten. Kommen zu einer Aufnahme von Marcumar beispielsweise Tabletten oder andere Formen mit Vitamin K hinzu, ist die Wirkung verringert.
Beispiel: Wechselwirkungen bei Aspirin (Medikamenten mit Acetylsalicylsäure)
Zu den üblichen Arzneistoffen, die wohl in jedem privaten Medikamentenschrank vorhanden sind, gehört das Schmerzmittel Aspirin, auch wenn es hierzu viele gute Alternativen gibt. Aspirin basiert auf Acetylsalicylsäure und kann in seiner Wirkung in die unterschiedlichsten Richtungen beeinflusst werden. Aspirin weist neben den Wechselwirkungen oder Interaktionen mit den die Blutgerinnung vermindernden Substanzen ebenfalls Wechselwirkungen mit sogenannten Vitamin K-Antagonisten und Barbiturate auf. Durch die Kombination von Aspirin mit anderen Substanzen ist es möglich, dass sich der Blutzuckerspiegel senkt und eine Unterzuckerung entsteht. Wird Aspirin mit Alkohol eingenommen, sind Blutungen des Magen-Darm-Traktes möglich. Viele Menschen, welche unter gesundheitlichen Problemen mit dem Magen durch eine Überproduktion von Magensäure leiden, nehmen Mittel ein, welche überschüssige Säure im Magen binden. Diese forcieren den Abbau von Aspirin, wodurch dessen gewünschte Wirkung reduziert ist. Die Folge ist die Aufnahme von größeren Mengen des Aspirins. Außerdem sollte Aspirin nicht zusammen mit Ibuprofen verabreicht werden.
Achtung auch bei Arznei gegen Sodbrennen und Medikamenten mit entwässernder Wirkung
Als überaus geläufig sind die Arzneistoffe bekannt, welche gegen Sodbrennen eingenommen werden, zumal diese in der Regel nicht verschreibungspflichtig sind. Wer diese Substanzen einnimmt, sollte bei einer Kombination mit gleichzeitiger Verordnung von Schmerzmitteln, blutverdünnenden Substanzen und den Blutdruck senkenden Arzneimitteln sowie Antibiotika auf der Hut vor Wechselwirkungen sein.
Lebensgefährliche Wechselwirkungen können weiterhin solche Tabletten sein, die darauf gerichtet sind, den Organismus über das normale Maß hinaus zu entwässern. Bei verschiedenen Erkrankungen ist diese Behandlung durchaus anzustreben. Klassische Wechselwirkungen sind bedrohliche Störungen des gesunden Herzrhythmus, welche sich durch die zusätzliche Verabreichung von kaliumhaltigen Substanzen einstellen.
Unterzuckerungen sind wiederum typische Wechselwirkungen bei einer Kombination von Tabletten gegen einen zu hohen Blutzucker mit einem herzwirksamen Betablocker.
VIDEO: Fit & Gesund | Studiogespräch mit Prof. Dr. Ralf Stahlmann zum Thema Medikamente sowie Wechselwirkungen und Nebenwirkungen von pflanzlichen Arzneimitteln
(www.youtube.com/watch?v=Fcw5RbJDzRU)
Fazit: Zu Risiken und Nebenwirkungen…
… fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. – Das ist kein Witz: So sehr wir als Verbraucher von diesem Spruch in Radio, TV, Print und auch im Web genervt sind. Es ist der einzig beste Rat zu diesem Thema. Denn Arzneimittel sollen uns schließlich helfen, keine neuen Probleme oder gesundheitliche Gefahren eröffnen. – In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund!