Antidepressiva sind in der Therapie von Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Psychosen nicht mehr wegzudenken. Die Zahl der Wirkstoffe erhöht sich stetig, wobei nicht alle auf den Markt geworfenen Produkte echte Innovationen darstellen.
Psychische Erkrankungen wurden in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend entstigmatisiert, was sich positiv auf die Lebensumstände der Betroffenen auswirkt. Antidepressiv wirkende Mittel sind in der Bevölkerung, aber auch bei Ärzten und Patienten mit allerlei Vorurteilen behaftet. So wird oft die generell deren Wirksamkeit infrage gestellt, eine persönlichkeitsverändernde Wirkung vermutet oder davon ausgegangen, dass Patienten in Altenheimen mit Antidepressiva vollgepumpt werden, nur um sie im Dämmerschlaf ruhig zu halten. Antidepressiva sind sicherlich kein Allheilmittel, für schwer depressiv erkrankte und/oder suizidale Patienten sind diese Medikamente aber sicher ein Segen. Wie bei allen stark wirksamen pharmakologischen Substanzen kommt es auf die richtige Dosis und die gewünschte Dauer einer Anwendung an. Von einer Dauermedikation wird in den meisten Fällen heutzutage abgesehen.
Überdosierung oder Wechselwirkungen von Antidepressiva können gefährlich sein
Aufgrund der Vielzahl der Wirkstoffe wird es den Medizinern außerdem leicht gemacht, Therapien zu kombinieren, auszuschleichen oder neuartige Substanzen einzusetzen, um im Sinne der Patienten den bestmöglichen Therapieerfolg zu erreichen. Durch den direkten Eingriff in bestimmte metabolische Prozesse des Gehirnstoffwechsels haben sich Antidepressiva besonders in der Kurzzeittherapie als wirksam in der Behandlung von depressiven Verstimmungen, Angstzuständen (vgl.: Panikstörungen) oder chronischen Schmerzen erwiesen. Auch ehemals schwerkranke Patienten können unter dem Einfluss eines Antidepressivums ihren Alltag oftmals wieder alleine bewältigen (vgl. z.B. die Mirtazapin Wirkung). Auch längere Zeiten der Arbeitsunfähigkeit können durch die gezielte Applikation von Antidepressiva in vielen Fällen vermieden werden.
Die heute verwendeten antidepressiven Medikamente wurden in ihrer Urform bereits in den 1950er Jahren durch Pharmakologen entdeckt. Es ist natürlich unbestreitbar, dass Antidepressiva auch heute noch zum Fluch werden können, nämlich bei unsachgemäßer Anwendung, fälschlicher Überdosierung oder auch durch Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, die dem behandelnden Arzt vielleicht nicht bekannt sind. Nicht selten verschweigen Patienten auch die Einnahme anderer Medikamente.
Ein enges Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient schützt vor Fehleinnahmen
Jede Therapie mit einem Antidepressivum zielt darauf ab, den Leidensdruck eines Patienten zu reduzieren, bei suizidalen Patienten können Selbstmordgedanken durch die Einnahme von Antidepressiva gänzlich zum Verschwinden gebracht werden. Im Idealfall soll dadurch erreicht werden, dass Menschen mit Hang zu depressiven Episoden wieder völlig normal am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Dir richtige Verordnung von antidepressiven Arzneimitteln ist eine hohe ärztliche Kunst, die den dafür ausgebildeten Facharztdisziplinen vorbehalten sein sollte. Zunehmend werden Antidepressiva, die allesamt rezeptpflichtig sind, auch von Hausärzten verordnet. Bei leichten depressiven Verstimmungen muss nicht gleich die chemische Keule zum Einsatz kommen. Studien belegen, dass die Einnahme von Johanneskrautextrakten in Tablettenform zur Überwindung von Stimmmungsschwankungen beitragen kann.
In keinem anderen Feld der Medizin ist die stimmige Arzt-Patienten-Beziehung so wichtig, wie bei Depressionen oder psychischen Erkrankungen. Patienten empfinden gegenüber der Verordnung von Antidepressiva oftmals ein Misstrauen oder sehen sich dadurch mit einer persönlichen Niederlage konfrontiert. Diese Ängste werden durch negative Presse oder eventuell schlechte Vorerfahrungen bei Angehörigen oder sich selbst verursacht.
Auch bei schweren Depressionen muss der Arzt den Patienten zu einer aktiven Mitarbeit motivieren.
Mit viel Einfühlungsvermögen wird ein Arzt Vorurteile, Ängste oder auch andere Hürden gegenüber einer Therapie mit Antidepressiva abbauen können. Eine pauschale Beurteilung von Anti-Depressiva ist allein schon deshalb nicht möglich, weil es sich nicht um eine homogene Gruppe von Wirkstoffen, sondern um ein breit gefächertes Spektrum unterschiedlicher Wirkstoffe handelt. So wirkt manch Antidepressivum enorm schnell, während bei anderen Substanzklassen mit einer verzögerten Wirkung gerechnet werden muss. Darüber, und über die Wichtigkeit der Therapietreue, muss ein Patient vor jeder Applikation unbedingt aufgeklärt werden. Die meisten Antidepressiva sind heute auch einer Blutuntersuchung zugänglich, es kann also durch Bestimmung des Blutserumspiegels die gewünschte Konzentration im Blut eines Patienten festgestellt werden. Dies ist insbesondere bei Patienten vonnöten, die beispielsweise aufgrund einer Demenzerkrankung nicht mehr zur Selbsteinschätzung in der Lage sind.
In der öffentlichen Wahrnehmung konnten Vorurteile und Risiken von Antidepressiva etwas abgebaut werden. Dies ist insbesondere der umsichtigen und zielgerichteten Verordnung der unterschiedlichen Substanzklassen zu verdanken. Genau wie andere Arten von Psychopharmaka, so dürfen auch Antidepressiva niemals nach dem Gießkannenprinzip verordnet werden. Nebenwirkungen können bei guter Compliance und an Krankheitsbild und Körpergewicht angepasster Dosierung weitgehend vermieden werden.
Statistiken zu Antidepressiva & Psychopharmaka
Video zum Thema: Fallbeispiel Antidepressivum
Mehr im Web zum Thema
- www.dr-michael-pelz.de/liste_der_gaengigen_antidepressiva.html
- www.angst-verstehen.de
- www.focus.de/gesundheit/ratgeber/depression/therapie/antidepressiva/antidepressiva_aid_16955.html
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