Im Laufe seiner Pubertät bleibt kaum ein Mensch von ihnen verschont – Pickel! Ihre Ausprägung ist individuell unterschiedlich wie auch der Leidensdruck und abhängig davon steht eine Reihe therapeutischer Maßnahmen zur Verfügung, um das Pickelproblem in den Griff zu bekommen.
Treten die Pickel während der Pubertät in regelrechten Kolonien auf, bezeichnet man das als Akne vulgaris, die eine der häufigsten entzündlichen Hauterkrankungen ist und im Gesicht, Dekolleté und oberen Rücken auftreten kann. Bis zu 90 % der Jugendlichen leiden zumindest zeitweise an einer Akne, bis zu 30 % zeigen mittelschwere und schwere Formen. Bei Mädchen beginnt das Pickelproblem meist um das 13., bei Jungen um das 14. Lebensjahr herum. Jungen sind in der Regel häufiger und schwerer betroffen, dafür ist der Leidensdruck bei Mädchen umso höher. Bei den meisten Jugendlichen heilen die Hautveränderungen folgenlos ab, können aber auch zu unschönen Vernarbungen führen, die lebenslang bestehen bleiben. Pubertätspickel begleiten die Betroffenen über 2 bis 3 Jahre und in 10 % der Fälle wird das Problem mit in das Erwachsenenalter genommen.
VIDEO: Poren, Pickel, Pusteln – Akne vulgaris – Dr. Yael Adler
(youtube.com/watch?v=Fecsb9wqu-4)
Pickel und Akne: Gesicherter Hormoneinfluss
Die typischen pickelartigen Hautveränderungen bei der Akne haben mehrere Ursachen. Das Hauptproblem ist eine Verhornungsstörung der Haut, durch die sich Hornzellen nicht mehr voneinander lösen können und die Talgdrüsenausführungsgänge pfropfartig verstopfen, wodurch sogenannte Komedonen entstehen, umgangssprachlich als „Mitesser“ bezeichnet.
Mitesser alleine müssen nicht unbedingt zum Pickel bzw. zur Akne führen. Liegt jedoch eine übermäßige Fettproduktion der Haut vor, was von Medizinern als Seborrhö bezeichnet wird, staut sich der Talg in den Ausführungsgängen der Drüsen, tritt ins das umgebende Gewebe über und setzt hier Fettsäuren frei, was bereits zu einer entzündungsähnlichen Reaktion der Haut führt. Eine übermäßige Fettproduktion der Haut ist gerade während der Pubertät keine Seltenheit und ist auf eine extreme Empfindlichkeit der Haut auf Androgene (männliche Geschlechtshormone), insbesondere Testosteron, zurückzuführen.
Da die Talgdrüsen fast immer mit Bakterien besiedelt sind, meist Propionibakterien, kann es bei einer ausgeprägten individuellen Entzündungsbereitschaft der Haut zu einer Akne kommen, in deren Folge sich im ungünstigsten Fall eine starke Gewebszerstörung mit Narbenbildung entwickeln kann.
Der Verlauf der Akneerkrankung ist individuell unterschiedlich und wird von Umweltfaktoren wie Ernährung, Klima, UV-Strahlung, Menstruation und Stress beeinflusst. Bei Mädchen ist die Entwicklung der Akne tendenziell rückläufig, was hierzulande an der mittlerweile relativ frühen Einnahme der „Pille“ liegt und ein weiterer Beweis für den entscheidenden Einfluss des Hormonhaushalts auf die Entwicklung einer Akne ist. Andererseits ergibt sich daraus eine wichtige Therapieoption für die Behandlung einer ausgeprägten Akne bei jungen Mädchen. Letztlich wird die Erkrankungswahrscheinlichkeit auch von Genen bestimmt, z.B. über die Testosteronempfindlichkeit der Talgdrüsen. Eine familiäre Vorbelastung mit Akne führt meist zu besonders schweren Verlaufsformen im Jugendalter sowie zur Narbenbildung.
Untypische Erkrankungsalter
Entwickelt sich eine Akne vor Beginn der Pubertät, ist eine Untersuchung des Hormonhaushalts ratsam, denn es könnte ursächlich eine krankhaft vermehrte Hormonproduktion vorliegen. Die Grenze liegt für Mädchen bei 8 – 9 Jahren, für Jungen bei 9 – 10 Jahren. In 10 % der Fälle kann sich das Akneproblem bis weit in das Erwachsenenalter fortsetzen, ungewöhnlich ist jedoch eine neu aufgetretene Akne beim Erwachsenen (Erwachsenenakne). Auch in diesen Fällen ist eine Überprüfung des Hormonhaushalts hinsichtlich einer vermehrten Produktion von Androgenen sinnvoll wie auch die Abklärung, ob Fettdämpfe, ölige Hautpflegemittel, Teer, Chlor, Anabolika oder Dioxin für die Pickel im Gesicht, Pickel auf dem Rücken und generell eine auffällig unreine Haut verantwortlich sind.
Hausmittel, Creme(s), Salbe(n): Wie wird man die Pickel wieder los?
Die Behandlung des Pickelproblems hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie stark es ausgeprägt ist und wie sehr der Betroffene darunter leidet. Bei einer ausgeprägten Akneform sollten verschiedene Therapieformen kombiniert werden. Liegen zahlreiche Mitesser vor, aus denen sich bei der Akne typischerweise die Pickel entwickeln, sollten diese möglichst atraumatisch entfernt werden. Am besten also nicht daran „quetschen“, stattdessen eine Kosmetikerin aufsuchen, die die Mitesser mit geübter Hand entfernt. Danach muss die Neubildung der Mitesser verhindert werden, was am besten mit einem ärztlich verschriebenen Präparat erfolgt, das äußerlich angewendet wird.
Klassiker im Bereich der Medikammente gegen Akne und Pickel sind Benzoylperoxid-haltige Präparate, die die Talgproduktion der Haut reduzieren und zusätzlich antiseptisch wirken sollen. Es stehen verschiedene Zubereitungen der Präparate zur Verfügung, z.B. Lösungen, Gele, Cremes und Waschlösungen. Bei der Auswahl gilt es, den Hautzustand zu berücksichtigen: Sehr fettige Haut sollte mit einer Lösung oder einem Gel behandelt werden, ist die Haut eher fettarm, ist eine Creme zu bevorzugen. Auch wenn Benzoylperoxid zu einer ausgeprägten Rötung und Trockenheit der Haut führt, ist es die Basistherapie der Akne, die in milder Form eventuell mit dieser Therapie behoben werden kann. In schweren Fällen ist eine Kombination des Benzoylperoxids mit anderen Arzneimitteln möglich.
Zu den klassischen Lokaltherapeutika gehören ebenfalls Vitamin-A-Säure-Präparate (Tretinoin). Auch hier gilt: Ist die Gesichtshaut sehr fettig, empfiehlt sich ein Gel, bei eher trockener Haut eine Creme. Bei der Anwendung von Vitamin-A-Säure kommt es meist auch zu einer vorübergehenden Rötung und Austrocknung der Haut.
Kombination von Präparaten
In schweren Fällen können beide Präparate auch kombiniert werden. Steht die Ausbildung von eitrigen Hautveränderungen im Vordergrund (echte Eiterpickel), ist die zusätzliche Einnahme eines Antibiotikums erforderlich. Am häufigsten wird Doxycyclin verordnet, dessen Einnahme auch schon mal über 12 Wochen und unter Umständen wiederholt erfolgen muss, um die Hautveränderungen zur Abheilung zu bringen. Als Faustregel gilt, dass eine innere Behandlung z.B. durch die Einnahme eines Antibiotikums immer mit einer äußerlichen Lokalbehandlung kombiniert werden sollte.
Eine gute Therapieoption bei Mädchen mit schwerer Akne ist die Einnahme der „Pille“, bevorzugt einem Präparat, das den Androgenspiegel senkt. Mit „Pille gegen Pickel“ ist damit kein separates Arzneimittel gemeint, sondern eben das Verhütungsmittel, dessen hormonelle Wirkung hier eine wünschenswerte „Nebenwirkung“ hat.
Das mit Abstand wirksamste Behandlungsverfahren der Akne stellt die Einnahme von Isotretinoin dar, die allerdings ernst zu nehmende Nebenwirkungen hat. Es wirkt teratogen und kann beim ungeborenen Kind zu schweren Missbildungen führen, weshalb es bei Mädchen und Frauen nur unter strengen Sicherheitsauflagen mittels zweier unabhängiger Verhütungsmethoden und 4-wöchentlichen Schwangerschaftstests zugelassen ist. Isotretinoin kann psychische Veränderungen auslösen wie eine depressive Verstimmung, die sich in den meisten Fällen legen soll, wenn die ersten Therapierfolge sichtbar werden und das Hautbild sich bessert. Allerdings sind auch Suizide unter der Behandlung vorgekommen und bei vorstehenden psychischen Problemen kann es zu einer Verstärkung der Symptomatik kommen. Neben der Verstärkung einer depressiven Symptomatik kommt es bei vielen Patienten zu einer erhöhten Sonnenempfindlichkeit, zu Muskel- und Gliederschmerzen, Rötung, Trockenheit, Brennen und Juckreiz der Haut. Die Präparate trocknen zudem die Schleimhäute aus, was bei Kontaktlinsenträgern problematisch werden kann und in vielen Fällen zu einer Bindehautentzündung der Augen führt. Zur Milderung der Nebenwirkungen werden Tränenersatzmittel, Nasenalbe und Lippenpflegecreme empfohlen. In Anbetracht des Nebenwirkungsprofils ist Isotretinoin daher ausschließlich schweren Akneformen mit hohem Risiko für eine Narbenbildung vorbehalten.
Naturheilkundliche Alternativen der Aknebehandlung: Sanfte Mittel gegen Pickel, Mitesser und unreine Haut
Auch wenn schwere, vernarbende Formen der Akne eine Domäne der Schulmedizin sind, sollen leichte und mittlere Formen durchaus mit naturheilkundlichen Verfahren abgeschwächt werden können.
Phytotherapie
Empfohlen werden desinfizierend und entzündungshemmend wirkende wässrige Umschläge mit Pflanzenextrakten, die gleichzeitig auch adstringierend, d.h. austrocknend wirken. Die Umschläge sollen mehrmals täglich für einige Minuten durchgeführt werden, anschließend soll das Auftragen einer milden Feuchtigkeitscreme ein allzu starkes Austrocknen der Haut verhindern. Empfohlen wird Eichenrindensud, der auch Juckreiz stillend wirken soll und einfach herzustellen ist:
- Zwei Esslöffel zerkleinerte getrocknete Eichenrinde (aus der Apotheke) auf einen halben Liter Wasser geben.
- Nach 15-minütigem Kochen den Sud abkühlen lassen und durch ein Sieb geben.
- Einen Waschlappen in den Sud tauchen und gut ausdrücken.
- Ca. 10 – 15 Minuten auf die betroffene Hautpartie auflegen.
- Das Manöver zwei- bis dreimal wiederholen.
- Den Sud sollte man nur frisch zubereitet verwenden, er muss also täglich neu angesetzt werden.
Alternativ können auch Bittersubstanzen des schwarzen Tees verwendet werden. Dazu kocht man ganz normal schwarzen Tee und führt die Umschläge wie vorgenannt durch, allerdings lässt man sie nur 2 – 3 Minuten einwirken.
Auch Gesichtsdampfbäder mit Kamille oder Thymian sollen als Pickel-Hausmittel hilfreich sein:
- Drei Teebeutel Kamille oder einige getrocknete Thymianzweige mit einem Liter heißen Wassers in eine Schüssel geben.
- Das Gesicht über die aufsteigenden Dämpfe halten und dabei den Kopf mit einem Handtuch bedecken
- Die ätherischen Öle in den Dämpfen sollten ca. 10 Minuten auf die Haut einwirken.
Nur bedingt empfehlenswert ist Teebaumöl, das nicht nur zu einer allergischen Sensibilisierung führen, sondern auch regelrecht toxisch und bei längerer Anwendung ätzend auf die Haut wirken kann. Wenn überhaupt, sollte es nur kurzfristig in hoher Verdünnung und möglichst in Gelform angewendet werden.
Pflanzenextrakte können auch „von innen“ heraus die Aknebehandlung unterstützen. Ein Anti-Aknetee ist als Mittel schnell zubereitet:
- Je 15 Gramm Fenchelsamen, Stiefmütterchen, Anis und Löwenzahn (getrocknet aus der Apotheke) mischen.
- Einen Teelöffel der Mischung mit 250 ml Wasser aufkochen und durchsieben.
- Morgens und abends je ein Tasse trinken.
Stehen eitrige Hautveränderungen im Vordergrund, soll die folgende Teemischung hilfreich sein:
- Je 25 Gramm zerkleinerte Wacholderbeeren und Brennnessel (getrocknet) mischen.
- Einen Esslöffel der Teemischung mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen, dann abseihen.
- Täglich 3 Tassen davon trinken.
Peloidtherapie
Unter einer Peloidtherapie versteht man die Behandlung mit Heilerde, die bei der Behandlung von Hautunreinheiten effektiv sein soll und in Drogeriemärkte und Apotheken erhältlich ist. Sie besteht meist aus Löss, einem eiszeitlichen Gesteinspulver, das getrocknet, erhitzt und anschließend ohne chemische Zusätze zu einem hochfeinen Pulver zermahlen wird. Aufgrund ihrer großen Oberfläche sowie ad- und absorbierender Eigenschaften bindet die Heilerde Fett, Keime und schädliche Stoffwechselprodukte auf der Haut. Die nach Herstellerangaben mit Wasser angerührte Heilerde wird auf die betroffenen Hautpartien aufgetragen, z. B. als Gesichtsmaske. Ist die Maske angetrocknet, wird sie einfach mit warmem Wasser entfernt. Heilerde wirkt stark austrocknend, weshalb anschließend eine milde Feuchtigkeitscreme aufgetragen werden soll. Laut Studien soll die regelmäßige Anwendung von Heilerde Pickel und Mitesser um die Hälfte reduzieren und das Hautgefühl bei Akne deutlich verbessern.
Ordnungstherapie
Viele Aknebetroffene kennen den ungünstigen Einfluss von Stress und psychischen Belastungen auf Ihre Hautproblematik, denn Stresshormone fördern die Talgproduktion der Haut. Hinzu kommen die nicht selten verzweifelten Versuche, durch aussichtslose Eigenmanipulationen an Mitessern und Pickeln das Akneproblem in den Griff zu bekommen. Aknebetroffene benötigen ein gutes Stressmanagement und sollten sich mit Entspannungstechniken vertraut machen, denn Seborrhö und das Kratzen und Quetschen an den Hautveränderungen lassen sich laut Studien dadurch wirkungsvoll reduzieren. Wichtig ist auch ein geordneter Tag-Nachtrhythmus mit Ruhephasen und ausreichend Schlaf.
Homöopathie
Auch die Homöopathie soll gegen Akne, Pickel und Mitesser unterstützend wirken:
- Juglans regia D6 3×5 Globuli täglich oder
- Sulfur jodatum D12 2×5 Globuli täglich oder
- Kalium bromatum D6 3×1 Tablette täglich oder
- Sepia D12 2×5 Globuli täglich oder
- Pulsatilla D12 2×5 Globuli täglich.
Weitere Praxistipps finden sich auch auf einschlägigen Portalen wie z.B. http://www.frag-mutti.de. Nicht immer 100% medizinisch fundiert, aber in Einzelfällen doch oft hilfreich, vermitteln dort Laien Tipps und ihre Erfahrungen rund um Pickel.
Die Rolle der Ernährung bei Akne
Ein wesentlicher Umweltfaktor, der an der Ausprägung einer Akneerkrankung beteiligt sein soll, ist die unserem westlichen Lebensstil entsprechende Ernährung, allen voran Nahrungsmittel, die zu einer hohen Ausschüttung von Insulin ins Blut führen, besonders Milch, Milchprodukte und Kohlenhydrate. Die These ist in Fachkreisen allerdings nicht ganz unumstritten.
Es existiert zwar keine Aknediät, Betroffenen wird aber empfohlen, den Konsum an Milch und Milchprodukten, Fast Food, Kartoffelchips, Süßigkeiten, zuckerhaltigen Softgetränken und tierischen Fetten mit einem hohen Gehalt an Arachidonsäure zumindest einzuschränken.
Zu den Nahrungsmitteln, die eine günstige Wirkung bei Akne haben sollen, gehören Obst, Rohkost, rote Beerenfrüchte, Sojaprodukte und Tomaten. Anstelle von Weißbrot soll auf Vollkornprodukte umgestiegen werden, generell werden Ballaststoffe mit einem hohen Faseranteil empfohlen. Anstelle von Fertigprodukten empfiehlt sich das eigene Kochen mit frischem Gemüse sowie der häufige Verzehr von Seefisch (Hering, Makrele, Lachs, Thunfisch). Schweinefleisch enthält einen hohen Anteil an Arachidonsäure und sollte daher weitestgehend vermieden werden. Den Flüssigkeitshaushalt deckte man am besten durch Mineralwasser und ungezuckerte Tees, empfohlen wird grüner Tee. Häufige Zwischenmahlzeiten und Knabbereien zwischendurch sollten tabu sein, stattdessen sollte man sich auf drei Hauptmahlzeiten beschränken. Auch wenn man sich von seiner geliebten Milchschokolade verabschieden sollte – gänzlich verzichten muss man auf Schokolade nicht: Schokolade mit einem hohen Kakaoanteil (über 70 %) hat einen eher günstigen Einfluss auf den Insulinspiegel in unserem Blut.
Jugendliche sollten vor den illegalen Präparaten im Fitness-Umfeld gewarnt werden. Die Präparate enthalten oft Molke in hohen Konzentrationen, abgesehen von Anabolika und Wachstumshormonen, die zu schweren Akneformen führen können, denen die Schulmedizin kaum etwas entgegenzusetzen hat. Regelmäßige sportliche Aktivitäten wirken sich günstig auf die Haut aus und beugen Übergewicht vor.
VIDEO: „Akne: Die Last mit den Pickeln / Focus Gesundheit“
(youtube.com/watch?v=G4lF37Fw9lI)